Ibrahimović-Denkmal in Malmö:Götter-Sturz

The statue of soccer player Zlatan Ibrahimovic is seen sawn down and destroyed, at the square next to football arena in Malmo

Denkmal von kurzer Dauer: Die zerstörte Statue des Fußballers Zlatan Ibrahimović in der schwedischen Küstenstadt Malmö.

(Foto: TT News Agency via Reuters)
  • Erst Anfang Dezember war in Malmö, der schwedischen Heimatstadt von Zlatan Ibrahimović, eine überlebensgroße Bronzestatue des Fußballers aufgestellt worden.
  • Nach wiederholten Vorfällen von Vandalismus wurde sie nun abtransportiert.

Von Thomas Steinfeld

Zuletzt lag die bronzene Statue, die der schwedische Fußballverband dem Stürmer Zlatan Ibrahimović hatte errichten lassen, auf dem Boden wie ein steif gewordener Christus nach der Abnahme vom Kreuz. Die zu einer Siegergeste ausgebreiteten Arme hatten sich in eine Gebärde der Verzweiflung verwandelt, der bis auf eine kurze Schlabberhose nackte Körper in ein Monument des Leidens.

Erst Anfang Dezember war die fast vier Meter hohe Skulptur vor dem Stadion von Malmö, der Heimatstadt des erfolgreichsten Fußballers, den Schweden je hervorgebracht hatte, aufgestellt worden. Doch dann wurden Feuerwerkskörper auf das Denkmal abgefeuert, es wurde mit Farbe besprüht, ein Toilettendeckel wurde ihm umgehängt, die Nase und der kleine Zeh wurden abgesägt. Schließlich gelang es einem bislang unbekannten Bilderstürmer, das ganze Werk zu Fall zu bringen. Danach wurde die Statue, eingehüllt in schwarze Kunststofffolie, abtransportiert.

Die Ressentiments gelten dem Einwandererkind und Söldner

Anlass des Denkmalsturzes, meint die schwedische Presse, sei gewesen, dass der Fußballer, der gegenwärtig, trotz seiner mittlerweile 38 Jahre, beim AC Mailand spielt, vor Kurzem Teileigentümer des Stockholmer Clubs Hammarby IF geworden sei. Die Anhänger des Rivalen Malmö FF, des Vereins, in dem Ibrahimović zum professionellen Sportler geworden war, hatten den Erwerb offenbar als Verrat an der Herkunft verstanden. Seitdem diskutieren die schwedischen Feuilletons über Heimat- und Vaterlandsliebe, und alle Ressentiments kommen an die Oberfläche, die einem Einwandererkind und Fußballsöldner - Ibrahimović hat seit seinem Abschied von Malmö FF in nicht weniger als acht internationalen Vereinen gespielt - nur gelten können. "Ich bin nichts Besonderes", hatte der Fußballer bei der Einweihung des Denkmals erklärt. "Es ist nur so, dass ich in dem, was ich mache, der Beste bin. Das ist der einzige Unterschied." In solcher Prahlerei, meinte der Kulturjournalist Per Svensson in Dagens Nyheter, der größten Tageszeitung des Landes, gebe sich ein Individualismus zu erkennen, für den Ibrahimović nun bestraft werden solle.

Als ausgeschlossen erscheint bislang, dass es sich bei der Zerstörung des Denkmals um einen Akt der angewandten Kunstkritik handeln könne. Denn das Werk ist in seinem falschen Naturalismus nicht nur von großer Hässlichkeit. Vielmehr spiegelt es auch die offenbare Unmöglichkeit, einem einzelnen Menschen im 21. Jahrhundert ein Denkmal zu setzen, was insbesondere für den Fall gilt, dass dieser noch lebt.

Dem Denkmal haftete von vornherein etwas Unheimliches an

Die alten Griechen vermochten solche Skulpturen zu schaffen, überzeugt davon, dass Schönes und Gutes im menschlichen Körper zusammenfalle und allein der vollendete Körper die Gleichheit der Menschen mit den Göttern begründe. Spätere Kulturen konnten diesen Glauben an die individuelle Größe und deren Beständigkeit nicht mehr teilen. Und wenn das 19. und frühe 20. Jahrhundert nicht nur Denkmäler von Herrschern und Genies, sondern auch von toten Kriegern in großer Zahl in die Welt setzte, so hatte doch das Vertrauen, es gebe so etwas wie einen absolut außerordentlichen Menschen, längst einen Knacks bekommen, von dem es sich nicht mehr erholte.

Dem Denkmal für Zlatan Ibrahimović haftete von vornherein etwas Unheimliches an. Es ist nicht nur darin begründet, dass seine Verwandtschaft mit der antiken Skulptur sehr abgelegen, seine Ähnlichkeit mit dem Kriegerdenkmal (zumal durch die Pose, die der Fußballer angeblich selbst vorgeschlagen hatte) aber offensichtlich ist - auch und gerade weil es in Schweden kaum Kriegerdenkmäler gibt. Es rührt auch daher, dass der Abgebildete noch lebt, während er in Gestalt des Denkmals als lebender Toter durch die Zeiten gezogen wäre. Bis auf Weiteres bleibt ihm nun dieses Schicksal erspart.

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