Zitate von Günter Grass:"Das Schreiben ist eine schreckliche Tortur"

Günter Grass hatte etwas zu sagen, nicht nur in seinen Büchern. Der jetzt verstorbene Literaturnobelpreisträger äußerte sich über das Schreiben, den Umgang mit Kriegen - und seinen Lieblingsfeind Marcel Reich-Ranicki.

Wenn Günter Grass sich öffentlich äußerte, wurde er gehört - auch wenn manche Äußerung durchaus kritisch aufgenommen wurde. Zum Tod des großen deutschen Schriftstellers: seine besten Zitate.

Günter Grass über ... die Politik

"Hässlich sieht diese Einheit aus." (in einem Vortrag auf der ersten gesamtdeutschen Fraktionssitzung von Bündnis 90/Die Grünen, 1990)

"Demokratische Altlinke, Fossile wie ich, machen aber weiter den Mund auf." (bei einer Lesung in Berlin, 1992)

Günter Grass gestorben

Günter Grass auf einer undatierten Aufnahme aus den 60er Jahren.

(Foto: dpa)

"Demokratie ist kein fester Besitz. (...) Zurzeit sind wir dabei, sie zu demontieren." (in einem Interview mit der dpa, 2007)

... die mangelnde gesellschaftliche Aufarbeitung von Kriegen

"Siegen macht gelegentlich dumm. Man glaubt, über das, was zum Krieg geführt hat, nicht nachdenken zu müssen, man hat auch nicht die Chance, aus der Niederlage zu lernen." (in einem Spiegel-Interview, 2003)

... seine SS-Vergangenheit

"Ich habe das (...) immer als einen Makel empfunden, der mich bedrückt hat und über den ich nicht sprechen konnte." (in einem Interview mit der dpa, 2006)

... seine Profession: das Schreiben

"Das Schreiben ist eine schreckliche Tortur - schlimmer nur sind Dichterlesungen vor Frauenkränzchen." (in einem Interview mit der FAZ, 1989)

"Schreiben bietet die Möglichkeit, absolut verlorene Dinge (...) mit literarischen Mitteln wieder entstehen lassen zu können." (in einem Interview mit der dpa, 2007)

... seine Wahl zum wichtigsten Intellektuellen Deutschlands

"Die Leute, die heute den Ton angeben, werden aus anderen Bereichen geholt. Das Gespräch über Klinsmann ist gefragt, Leute wie der Kaiser Beckenbauer oder der Mann mit den Gummibärchen, ich habe seinen Namen vergessen. Das sind in der Realität offenbar die Leitfiguren." (gegenüber dem Magazin Cicero, 2006)

... Marcel Reich-Ranicki

"Wir haben ja zwei polnische Päpste. Der eine, in Rom, meint unfehlbar in Fragen sexueller Praxis zu sein. Ich habe da meine Zweifel. Der andere, in Frankfurt, meint unfehlbar im Urteil über Literatur zu sein. Auch da habe ich meine Zweifel." (1995)

... die Medien

"Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht und eine Weigerung, auf den Inhalt, die Fragestellungen, die ich hier anführe, überhaupt einzugehen." (im NDR zur Empörung über sein israelkritisches Gedicht "Was gesagt werden muss", April 2012)

... die Misere des Kulturbetriebs

"Schafft eine Kulturabgabe, die auch an die Reichen rangeht, sonst kann man den Begriff Kulturnation streichen."(zum Auftakt seiner Wahlkampfreise für die SPD, 2009)

... sich selbst

"Wenn ich nicht den Schriftstellerberuf gewählt hätte, wäre ich Koch geworden."

"Ich bin ein lebenslustiger Pessimist." (bei einer Lesung in Hannover, 2001)

... Beerdigungen

"Nur Begräbnisse sind adäquate Aufführungen."

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