Die Berliner Polizei hat am Donnerstagmorgen eine Wohnung und ein Atelier im Stadtteil Prenzlauer Berg durchsucht, die zum Umfeld des "Zentrums für Politische Schönheit" (ZPS) gehören sollen, einem Kollektiv für satirischen Politaktivismus. Eine Sprecherin der Polizei bestätigte der SZ, dass zwischen sieben und neun Uhr Ermittler vom politischen Staatsschutz des Landeskriminalamtes in der Wohnung und dem Atelier elektronische Datenträger sichergestellt hätten.
Die Beschlagnahmung diene der "Beweissicherung wegen des Verdachts der Fälschung beweiserheblicher Daten". Auf die Nachfrage, ob hinter dieser nebulösen, ihrerseits ein wenig nach Satire klingenden Erklärung Ermittlungen wegen der Veralberung der AfD im vergangenen Bundestagswahlkampf steckten, sagte die Sprecherin: "Auch hier sehen Sie mich nicken."
Das ZPS hatte damals vorgegaukelt, mit einem angeblichen "Flyerservice Hahn" Millionen Flugblätter der Partei zu verteilen, diese in Wahrheit aber entsorgt. Die AfD wertete das als "Schaden für die Demokratie" und kündigte damals bereits eine Anzeige an. Die Aktivisten des ZPS wiederum nannten die Durchsuchungen auf Twitter einen "schwarzen Tag für die Kunstfreiheit in Deutschland". Sie versprachen, "diesen Angriff auf die Kunstfreiheit werden wir gemeinsam mit euch und der Zivilgesellschaft mit Nachdruck zurückweisen", und nutzten die Aufmerksamkeit umgehend zur Rekrutierung: Auf Twitter bat das ZPS um Komplizen, die sich "mit uns gemeinsam auf die Anklagebank" setzen.