Zeitgeschichte:Mussolinis Heimat

In Predappio, Geburtsstadt des "Duce", enstanden einst Prachtbauten zu Ehren des Diktators. Jetzt wird dort ein Museum des Faschismus geplant.

Von Thomas Steinfeld

Nicht weit von Forlì, ein paar Kilometer hinauf in den Apennin, liegt die Kleinstadt Predappio. Sie wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre dort nicht im Juli 1883 Benito Mussolini geboren. Der italienische Faschismus hat deswegen in diesem Ort eine Reihe massiver Bauten hinterlassen: einen Marktplatz mit markigen Säulen, eine Polizeikaserne, insbesondere aber eine "Casa del fascio", einen in der Mitte des Ortes liegenden Riesenbau mit Campanile, der einst eine Art Versammlungszentrum hätte sein sollen, nun schon aber seit vielen Jahren vor sich hin rottet.

Dort soll nach dem Willen des sozialdemokratischen Bürgermeisters ein Museum des Faschismus entstehen, mit Unterstützung von zwei Millionen Euro aus dem Kulturministerium und einer Million von der Kulturstiftung der regionalen Sparkasse. Neben einer neuen Dauerausstellung soll es Raum für Sonderschauen, ein Restaurant und eine Buchhandlung geben. Aus Rom heißt es, man wünsche sich, dass das neue Haus sich der ersten Hälfte des italienischen 20. Jahrhunderts insgesamt und nicht nur dem Faschismus zuwende.

Vor zwei Jahren fand im Geburtshaus des "Duce", einen halben Kilometer von der "Casa del fascio" entfernt, eine Ausstellung zu Leben und Werk des jungen Mussolini statt. Auch sie erregte großes Aufsehen, erwies sich aber als schlichte Veranstaltung, in der hauptsächlich alte Zeitungen zu sehen waren und deren Gegenstand mit Mussolinis Wandel vom sozialistischen Agitator zum Faschisten abgeschlossen wurde. Unbeeindruckt davon, behandeln die heutigen Anhänger des Diktators, die nach Predappio kommen (es gibt sie, auch wenn sie eher nach Hunderten als nach Tausenden zählen), den Ort als Gedenkstätte.

Deswegen ist auch das Wort "Museum" für die zukünftige Schau ein Problem, scheint es doch zu unterstellen, dass man nur erhaltenswerte Dinge ausstellt. "Wir wollen uns der ideologischen Aspekte enthalten und uns vor allem der Geschichte zuwenden", versichert ein Mitarbeiter der Gemeinde, wo überhaupt lieber von einem "Dokumentationszentrum" gesprochen und darauf verwiesen wird, dass der Partisanenverband eine kritisch beobachtende Begleitung des Projekts zugesichert hat. Eröffnet werden soll das Museum in etwa drei Jahren.

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