Süddeutsche Zeitung

Zarah Leander:Kann denn Spionage Sünde sein?

Kodename Rose-Marie: Zarah Leander soll während der ersten Jahre des Zweiten Weltkriegesals ein Kurier des sowjetischen Geheimdienstes gewesen sein. Sagt eine schwedische Tageszeitung.

Die seit vielen Jahren kursierenden Gerüchte, Zarah Leander habe während des "Dritten Reiches" für den sowjetischen Geheimdienst gearbeitet, haben neuen Auftrieb erhalten. Die schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet publizierte jetzt ein Dossier des russischen Schriftstellers und Publizisten Arkadij Waxberg, demzufolge die während der ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges in Berlin ansässige Zarah Leander unter anderem als Kurier gearbeitet habe. Waxberg beruft sich für seine Behauptung auf Dokumente aus der Lubjanka, der Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes, die in jüngster Zeit bekannt geworden sein sollen. "Wir verfügen außerdem über eine Quelle aus erster Hand, mit der wir unser Wissen aus den Archiven ergänzen können. Pawel Sudoplatow, ein hoher Offizier des Geheimdienstes, hat vor seinem Tod seine Erinnerungen auf mehrere Tonbänder gesprochen...Kurz, aber eindeutig berichtet Sudoplatow, dass Zarah Leander vom sowjetischen Geheimdienst schon vor dem Krieg angeworben worden sei und den Kodenamen ,Rose-Marie' getragen habe."

Ihre Stellung in den obersten Schichten der nationalsozialistischen Gesellschaft habe die Sängerin genutzt, um Informationen über die Interessen des "Dritten Reiches" in Skandinavien zu sammeln. Außerdem habe sie, da sie ungehindert zwischen Schweden und Deutschland habe reisen können, Nachrichten anderer Agenten weitergetragen. Zu ihnen habe auch die Schauspielerin Olga Tschechowa gehört, die es zum Beispiel geschafft habe, dass Informationen über den bevorstehenden Panzerangriff am Kursker Bogen 1943 rechtzeitig die Rote Armee erreichten. Olga Tschechowa sei zumindest einige Zeit direkt von Lawrentij Berija geführt worden

Zarah Leander habe, so Arkadij Waxberg, vor allem an die in Stockholm wohnhaften Agenten Soja und Boris Rybkin berichtet, zu deren Netz auch der Schlagersänger und Revuekünstler Karl Gerhard gehört habe. Sie sei sogar geheimes Mitglied der Kommunistischen Partei Schwedens gewesen, was ein Grund dafür gewesen sei, dass sie 1943 bei ihrer Rückkehr nach Schweden von der Kommunistischen Partei als "wahre Demokratin" und "ohne nationalsozialistische Färbung" willkommen geheißen worden sei.

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