Die Kuh ist der Star

Es wird höchste Zeit, diese Kuh vom Eis zu holen. Biggi heißt sie, und wenn man diesen Artikel gelesen hat, ist klar, dass Biggi ab jetzt der beliebteste Mädchenname in unserer schönen winterlichen Republik werden wird.

Gut, sie ist gerade nicht wirklich winterlich, diese unsere Republik, aber schön ist sie ja immer, und Kuh Biggi residiert nicht nur irgendwo oben auf den Bergen Allgäus, sie ist sowieso der Hammer. Sagen wir so: Es ist etwas zutiefst in ihr Ruhendes in Biggi, etwas, das über ihr Sosein im Allgäu-Schnee hinausgeht, etwas ganzheitlich Nachhaltiges (oder nachhaltig Ganzheitliches), eine formidable Selbstbeherrschung ist ihr zueigen, die mühelos selbstgewiss weiß, was denn ihr Platz in dieser Welt ist, und das nicht nur im Winter.

Mit einem Wort: Biggi, diese alte Philosophin, ist eine Stoikerin par excellence, ein Ausbund an emotionaler Selbstbeherrschung und unerschütterlicher Gelassenheit, ein wahres Vorbild - und das auch noch im Schnee mit Mann mit Mütze.

Biggi also ist der Star von ... ja, was eigentlich? Wir mussten nachforschen, denn von den "Unglaublichen Biogeschichten", in denen Biggi unangefochten die Hauptrolle spielt, gibt es erst vier Folgen, die zudem, nun ja, bislang nur mäßig besucht wurden.

Zu sehen sind sie alle auf Youtube, und neben Biggi spielt auch noch - in einer ebenfalls textfreien Rolle - Gereon Güldenberg mit. Der ist tatsächlich der Besitzer von Biggi und der Bio-Bauer des 750 Jahre alten Röslerhofs, zwei Kilometer östlich von Ravensburg, der dortselbst köstlichen Emmentaler erzeugt und neben anderem auch Cannabis als THC-freien Hanf anbaut.

Natürlich alles legal und wohlschmeckend. Vermutlich ist Biggi auch deswegen so gelassen. Und auch wenn man Herrn Güldenbergs schauspielerische Führungsbegabung (und die von Azubi Timo) nach nur vier Videos noch nicht wirklich abschließend beurteilen möchte, die Rampensau, um es mal so zu sagen, die Rampensau ist definitiv Kuh Biggi.

Die Heumilch wird in diesem dann doch nicht immer schneebedeckten Flecken des Allgäu mit silagefreier Fütterung erzeugt und in einer Käserei in Kofeld zu Emmentaler verarbeitet. Diese Käserei in der Nachbarschaft des Rösslerhofs gelangte 1983 zu einiger Berühmtheit, weil sie den ersten Bio-Hartkäse Deutschlands herstellte. Die ÖMA schließlich steht für den Verbund der "Ökologischen Molkereien Allgäu", über die der Emmentaler vermarktet wird.

Professionell gelassen

Das deutsche Braunvieh "Biggi" ist erst sechs Jahre alt und - wie der 48-jährige Güldenberg, verheiratet, Vater dreier Kinder, ausführt - jetzt schon "eine Ausnahmekuh im Auftreten und Verhalten." Angeblich willigt sie erst ein, ihren Stall zu betreten, nachdem sie die eingeforderten Streicheleinheiten erhalten hat.

Wenn man die Videos mit ihr sieht, glaubt man das sofort.

Wir haben natürlich nach den Dreharbeiten und der Zickigkeit der so zärtlich blinzelnden Paarhuferin gefragt. Nada-niente zickig: Biggi muss die Takes mit ihr professionell gelassen über die verschneiten Hügel gebracht haben, und das: ganz ohne Schminke. Herr Güldenberg war aufgeregter und also froh, sie an seiner Seite zu wissen.

Wie es weitergeht: Keine Ahnung, aber wir sehen Biggis Namen schon in blinkenden Lettern über den Bergen Hollywoods schweben, wenn sie denn dereinst die Rolle des Weltraum-Samurais Obi-Wan Kenobi in einer neuen Star Wars-Verfilmung übernommen haben wird.

Drunter tun wir's natürlich nicht! Darauf einen harten Bio-Emmentaler! Im Schnee. Noch ohne Lichtschwert.