Das neue Stück von Yasmina Reza handelt von einem jungen Mann der sich für die Sängerin Céline Dion hält, und von seinem weißen Freund, der ein Schwarzer sein möchte. Es ist keine satirisch zugespitzte Gesellschaftskomödie mit bös-komischen Dialogschlachten wie die Bühnenhits "Kunst" oder "Der Gott des Gemetzels"; es entzieht sich solchen Erwartungen geradezu. Eher kreiselt es um sein Thema wie der im Stück vorkommende Hula-Hoop-Reifen, von dem es am Schluss heißt, er "durchquert den Raum mit einer leichten Arabeske". "James Brown trug Lockenwickler" ist ein fragiles Stück, schlingernd zwischen Komik und Melancholie, Gewissheit und Verunsicherung, Identität und Differenz, Kultur und Natur. Es lässt sich nicht festmachen. Es reißt sich vom Boden los und schaukelt sich buchstäblich in seine Thematik ein: beginnend mit einem Mann auf einer Schaukel im Park, der sich laut Szenenanweisung "bemüht, in Schwung zu kommen".
Uraufführung von Yasmina Reza in München:Keiner lässt sich hier von der Biologie einschüchtern
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Das neue Stück von Yasmina Reza führt auf das Minenfeld der Identitätspolitik. Aber die Inszenierung von Philipp Stölzl am Münchner Residenztheater schwebt da locker drüber.
Von Christine Dössel
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