Süddeutsche Zeitung

Xavier Naidoo:Eine "zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen"

  • Nach heftiger Kritik äußert sich Xavier Naidoo zu seinem Lied "Marionetten". "Die Söhne Mannheims und ich stehen für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft", so der Sänger.
  • Kritiker hatten bemängelt, das Werk befeuere Verschwörungstheorien und rechtspopulistisches Gedankengut.
  • Die Diskussion um das Lied war so heftig geworden, dass Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz die Söhne Mannheims für ein Gespräch ins Rathaus eingeladen hatte.

Enthält Xavier Naidoos Lied "Marionetten" rechtspopulistisches Gedankengut? Seit Erscheinen des Songs wird heftig darüber diskutiert. Nun hat sich Naidoo selbst zu Wort gemeldet. Auf seiner Facebookseite schrieb der Sänger der Söhne Mannheims: "Einzelne Fragmente oder Satzteile wurden hier - teilweise aus dem Kontext gerissen - bewertet, gedeutet und heftig kritisiert". Bei dem Lied handle es sich um eine "zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen". Kritiker hatten bemängelt, das Werk befeuere Verschwörungstheorien und nehme Bezug auf Theorien von Rechtspopulisten und sogenannten Reichsbürgern.

"Ich stehe für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft"

In dem Song werden beispielsweise "Volksvertreter" als "Volks-in-die-Fresse-Treter" bezeichnet, die wie Marionetten von "dunklen Mächten" gesteuert würden. Naidoo schrieb in seiner Stellungnahme, der Text sei eine "Beobachtung bestimmter Stimmungen, Auffassungen und Entwicklungen, dies im Rahmen einer künstlerischen Auseinandersetzung bewusst überzeichnet."

Der Inhalt möge missverständlich gewesen sein, räumte der Sänger ein und fügte hinzu: "Die 'Söhne Mannheims' und ich stehen für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft, in der viele Kulturen gemeinsam zusammenleben und in der es allen Menschen möglichst gutgeht." Dies sei ihm wichtig und dafür lohne es sich, einzustehen. Allerdings hätten momentan "viele Menschen zumindest das Gefühl", dass "sie nicht mehr "mitgenommen" werden von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik". Das sei gefährlich und könne zu Extremismus führen, der nie gut sei.

Die Kritik an "Marionetten" war so massiv geworden, dass Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz von der SPD die Söhne Mannheims am Montag zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen hatte, um ihre Standpunkte zu diskutieren. Das Treffen sei nach mehr als drei Stunden beendet worden, teilte ein Behördensprecher mit. Er sprach von einem "intensiven Austausch". Beide Seiten wollen am Dienstag über den Inhalt informieren.

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SZ.de/dpa/epd/luch/cag/leja
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