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"World War Z" im Kino:Alles, was Zombies brauchen

Was nach Slapstick aussieht, ist tatsächlich blutiger Ernst: Marc Forsters spektakuläre Leinwand-Aufführung von Brad Pitts weltumspannenden Kampf gegen Untote ist völlig ironiefrei. Und das in vollem Gegensatz zu dem Roman, der dem Film als Vorlage diente.

Von Nicolas Freund

Die Zombiemassen türmen sich zu einer gigantischen Körperpyramide auf, um die wenigen nicht Infizierten zu erreichen, die sich in Jerusalem hinter einer hohen Betonmauer verschanzt haben.

In einer der eindrucksvollsten Szenen von World War Z ist das was nach Slapstick klingt blutiger Ernst. Marc Forsters Adaption des Buchs von Max Brooks ist völlig ironiefrei.

Der Roman "World War Z", aus dem "Zombie Survival Guide" hervorgegangen, erzählt in Form von Interviews mit überzeichneten Wissenschaftlern, Soldaten und amerikanischen Hausfrauen rückblickend den Ausbruch der Zombieapokalypse. Das ist zwar spannend, aber ungefähr so ernst gemeint wie der "Zombie Survival Guide" und gerade deshalb ein Erfolg.

Regisseur Marc Forster nimmt den reißerischen Titel des Romans aber sehr ernst und inszeniert in der Verfilmung eine globale Katastrophe mit Plünderungen, Soldaten, Flugzeugabstürzen und was man sonst noch dazu braucht.

Er führt keine Interviews, sondern schickt einen überzeugenden Brad Pitt als den UN-Krisenexperten Gerry Lane durch dieses Chaos. Gerry muss den "Patienten Null" finden, damit seine Familie weiter von der Regierung beschützt wird. Von dem ersten aller Infizierten erhofft man sich Aufschlüsse über das Zombievirus und eine mögliche Heilung. Der Weg führt Pitt/Lane entlang politischer Krisenregionen - Korea, Israel, Irland - einmal rund um den Erdball.

Parabel auf die globalisierte Welt

Die politischen Anspielungen erlauben es, den Film auch als Parabel auf die globalisierte Welt zu sehen, in der Katastrophen nicht nur einzelne Länder betreffen und international gelöst werden müssen. Dieser Ansatz bleibt oberflächlich, bietet dem Film aber eine eindrucksvolle Kulisse für nervenaufreibende Szenen, wie für allegorische Ansätze.

Besagte Mauer um Jerusalem spricht dabei für sich. Zombiefilme mögen ihre Ursprünge in der Sozialkritik haben, aber heute sind sie vor allem eines: ein Genre, das sich selbst reproduziert. Da war Max Brooks Interview-Roman sehr erfrischend, die Verfilmung hingegen verfährt wieder traditioneller. Einfach nur Zombiefilm zu sein, das ist Marc Forsters Adaption aber hervorragend gelungen: völlig ironiefrei der beste Zombiefilm seit 28 Days Later.

World War Z, USA/Malta 2013 - Regie: Marc Forster. Kamera: Ben Seresin. Musik: Marco Beltrami. Mit Brad Pitt, Matthew Fox, Daniella Kertesz, Moritz Bleibtreu. Paramount Pictures, 116 Minuten

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Quelle:
SZ vom 27.06.2013/pak
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