World Stupidity Awards:Titanen der Verblödung

Die Konkurrenz war hart, aber nicht jeder Kandidat war dumm genug für den Preis. Großer Abräumer auf dem "Just for laughs"-Festival 2006: Bush, sein Vize und Jyllands Posten. Nur Mel Gibson und die Waffenindustrie gehen leer aus - dumm gelaufen.

Frederic Huwendiek

"Dumm ist der, der Dummes tut", konstatiert Forrest Gump, der so sympathisch einfältige Südstaatler im gleichnamigen Film. Ein Unschuldslamm wie Gump würde wahrscheinlich niemals einen "World Stupidity Award" bekommen - er dürfte wohl eher die Laudatio halten auf all die "Titanen der Verblödung und Förderer der Ignoranz", wie es auf der Website der Auszeichnung heißt.

Zum vierten Mal schon wird der Weltdummheitspreis auf dem "Just For Laughs"-Festival in Montreal verliehen - dem mit mehr als zwei Millionen Besuchern größten Humorfestival der Welt. Dem "Phänomen mutwilliger Dummheit in einer Zeit beispiellosen Wissens" haben die Macher von der New Yorker Multimediafirma Disinformation Company ihre Auszeichnung gewidmet, die mehr als nur eine klamaukige Comedy-Trophäe sein will. Internetnutzer weltweit waren aufgefordert, die Dümmsten der Dummen in elf Kategorien zu wählen.

US-Vizepräsident Dick Cheney darf sich in diesem Jahr über eine besonders ausführliche Würdigung seiner Dummheiten freuen: Er hatte bei einer gemeinschaftlichen Wachtel-Jagd im heimischen Texas seinen Freund Harry Whittington angeschossen und ihn dabei an Wange, Hals und Brust verletzt. Neben Nominierungen in drei weiteren Kategorien, darf er dafür den Preis für den "Dümmsten Moment des Jahres" mit nach Washington nehmen.

Mel Gibson brilliert, geht aber leer aus

Auch das "Opfer" des Wachtel-Unfalls, das neben den Schusswunden auch eine leichte Herzattacke erlitten hatte, wird mit einer Auszeichnung bedacht: Für den selbstlosen Satz "Meine Familie und ich bedauern zutiefst, was Vize-Präsident Cheney und seine Familie in der letzten Woche durchmachen mussten" erhält der 78-jährige Anwalt den Award in der Kategorie "Dümmste Äußerung des Jahres".

Einer seiner Mitkonkurrenten um diese Trophäe: Wiederum Duz-Freund und Amateurschütze Cheney. Der hatte zur Situation im Irak geäußert, dass der Aufstand dort wohl in den letzten Zügen läge. Außerdem nominiert: Ex-Diktator und Gefängnis-Insasse Saddam Hussein, der seinen Unmut gegenüber "Fruit Loops" als Frühstücks-Cerealien äußerte.

Auch der Hollywood-Schauspieler Mel Gibson darf auf seine "Stupidity Award"-Nominierung ein Gläschen heben: Er überzeugte die Jury mit der Frage "Was glaubst du, wen du vor dir hast, Zuckertitte?", die er gegenüber einer Polizistin äußerte, nachdem man ihn volltrunken aus dem Straßenverkehr gefischt hatte.

Um den "Dümmsten Moment des Jahres" balgte sich neben Cheney Zinedine Zidane, der sich gewohnt zweikampfstark mit seinem Final-Kopfstoß beworben hatte, und die herzlose Pop-Mama Britney Spears, die mitsamt unangeschnalltem Baby hinterm Lenkrad fotografiert worden war.

Wer der "dümmste Mann der Welt" geworden ist lesen Sie auf Seite 2.

Titanen der Verblödung

Selbst den Kulturkampf um die Mohammed-Karikaturen scheuen die meinungsfreudigen Preisstifter nicht: Sowohl die dänische Zeitung Jyllands-Posten, die die umstrittenen Cartoons veröffentlicht hatte, als auch die gewaltsamen muslimischen Reaktionen werden als "dumm" gegeißelt. Die Zeitung war auch in der Kategorie "Medienunternehmen, das am erfolgreichsten Ignoranz förderte" nominiert - ein Titel, den Rupert Murdochs Fernsehsender "Fox News" nun für sich beanspruchen kann.

Ein bisweilen moralinsaurer Preiscocktail

Dass dumm nicht immer ulkig sein muss, legen auch die Kategorien der Abteilung Umwelt, Ethik und Gedöns nahe: Den "Dummheits-Award für die rücksichtslose Gefährdung des Planeten" verleihen die Tausenden Internet-User der Öl-Industrie. Iran, Nordkorea, die Waffenindustrie und Israel und Hisbollah in einer Doppelnominierung gehen leer aus.

Auch der "Dümmste Trend des Jahres" ist nicht etwa Youtube-Karaoke, sondern das 'Töten von Menschen für Gott'. Award-Sprecher Robert Spence dazu: "Vielleicht kann das als Mahnung dienen, sich kurz noch mal mit seinem Gott zu besprechen, bevor man unschuldige Menschen tötet, weil die meisten Götter einen ja dafür direkt in die Hölle schicken." Der "prestigeträchtige" Preis für das "Dümmste Lebenswerk" geht an den gesamten Mittleren Osten.

Auch US-Präsident George W. Bush hat sich aus Sicht der Jury im Bereich außerordentlicher Dummheit verdient gemacht: Er bekommt den "Disinformation Stupidity Award for being most out of Touch with Reality" und konnte sich gegen Pleitier Michael Jackson, Medienstar Mahmud Ahmadinedschad, Scientologe Tom Cruise und die gehörnte Ex-Präsidentengattin Hillary Clinton durchsetzen. Für das dümmste Statement des amerikanischen Staatsoberhaupts haben die Macher gar einen eigenen Preis ausgelobt.

Schon im letzten Jahr hatte Bush einen der wenig begehrten "Oscars der Idiotie" gewonnen - und war erwartungsgemäß bei der Verleihung nicht erschienen. Er wurde durch einen unbekannten Herrn im Darth Vader-Kostüm vertreten, der sichtlich gerührt eine Dankesrede röchelte.

Warnung an "all die anderen Penis pumpenden Richter"

In der Königskategorie "Dümmster Mann der Welt" konnte in diesem Jahr der unprominenteste Nominierte triumphieren: Der ehemalige US-Bezirksrichter Donald Thompson, der sich während mehrer Prozesse mit einer Penispumpe selbst befriedigt hatte. Damit ließ der 59-Jährige Weltpolitiker wie Dick Cheney, Irans Präsident Ahmadinedschad und den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il hinter sich.

Das unzüchtige Treiben im Gericht wurde bekannt, weil ein Polizist einen länglichen Gegenstand unter der Robe des dreifachen Vaters aus Oklahoma verschwinden sah. Zudem war auf einem Tonbandmitschnitt eines Prozesses ein zischendes Geräusch zu hören gewesen. Thompson erklärte darauf, die Pumpe sei ein Scherzgeschenk zu seinem fünfzigsten Geburtstag. Die Auszeichnung für ihn - ein Schuss vor den Bug der arbeitenden Sextoy-Freunde, wie Sprecher Spence findet: "Ich denke, dass ist eine klare Warnung an all die anderen Penis pumpenden Richter, Flugzeugpiloten und Herzchirurgen: Schaltet jetzt die Penispumpe ab!"

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