Wolfgang Hildesheimer zum 100. Geburtstag:Der freundliche Apokalyptiker

Eine ausgezeichnete Biografie und eine Ausgabe seiner Briefe an die Eltern laden dazu ein, den finster-heiteren Schriftsteller neu zu entdecken und für unsere Zeit zu deuten.

Von Hilmar Klute

Die frühen Achtzigerjahre waren eine nahrhafte Zeit für Apokalyptiker jeder Couleur: Nato-Nachrüstung, Kriege im Nahen Osten und die zunehmende Zerstörung der Umwelt. Wer sich daran erinnert, weiß auch noch um die mahnenden Stimmen jener Intellektuellen, die entweder radikal gegen den Wahnsinn anschreiben oder lieber gleich demütig das Luthersche Apfelbäumchen pflanzen wollten. Im Empörungswettbewerb von damals fiel der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer durch besondere Radikalität auf. Er wolle angesichts der Unbelehrbarkeit der Menschen kein einziges Wort mehr schreiben, sagte er damals dem Stern. Den Verzicht werde er auch deshalb üben, weil seiner Ansicht nach "der Mensch die Erde bald verlassen wird, auch der Hildesheimer-Leser".

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