Regisseur Wladimir Menschow gestorben:Gegen den Rest der Welt

Russischer Regisseur Wladimir Menschow gestorben

Der Filmemacher Wladimir Menschow.

(Foto: Valery Sharifulin/dpa)

Der russische Filmemacher und Oscar-Preisträger Wladimir Menschow ist an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Der russische Regisseur Wladimir Menschow ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Menschow, der auch Schauspieler, Drehbuchschreiber und Produzent war, erlag am Montag den Folgen einer Corona-Infektion, wie die Firma Mosfilm in Moskau mitteilte. Menschows berühmtester Film "Moskau glaubt den Tränen nicht" erhielt einen Oscar als bester ausländischer Film. Im Auszeichnungsjahr 1981 setzte er sich gegen François Truffaut ("Die letzte Metro"), Akira Kurosawa ("Kagemusha - Der Schatten des Kriegers") und István Szabó ("Zimmer ohne Ausgang") durch. Der Preis lenkte damals internationale Aufmerksamkeit auf das sowjetische Kino, kurz nach den von einem internationalen Boykott überschatteten Olympischen Spielen 1980 in Moskau.

Die Sowjetunion galt im Kalten Krieg im Westen als kommunistisches Imperium des Bösen. Das Melodram zeichnete ein anderes Bild des Alltags von Menschen Ende der Fünfzigerjahre in der Großstadt. Menschow erfuhr damals aus den Nachrichten von der Auszeichnung, durfte sie aber wegen der Reisebeschränkungen nicht selbst abholen. Der Kulturattaché der sowjetischen Botschaft nahm den Oscar entgegen, in Moskau durfte Menschow die Trophäe einmal halten. Mit Bitterkeit sagte der Regisseur einmal: "Der Film reiste um die Welt als Visitenkarte für das sowjetische Lebensmodell, und der Autor dieser Visitenkarte wurde für nicht vertrauenswürdig gehalten."

Menschow, der 1939 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer geboren wurde, war bis zuletzt aktiv. Die russische Partei Gerechtes Russland hatte ihn unlängst noch als Kandidaten für die Parlamentswahl am 19. September aufgestellt.

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