Süddeutsche Zeitung

"Winter's Tale" im Kino:Fauler Zauber

Nichts für Kitsch-Allergiker: Der romantische Fantasy-Film "Winter's Tale" von Akiva Goldsman zeigt ein New York in der Schneekugel-Variante mit vielen Stars - in allerdings lächerlichen Rollen.

Von Martina Knoben

Ein Film wie eine Cremetorte, so üppig süß und märchenhaft schnörkelig, dass Kitsch-Allergiker schnell das Weite suchen sollten - das "Wintermärchen" könnte ihre Gesundheit gefährden. Poesie wird hier ganz groß geschrieben, in Versalien gewissermaßen. "Magie ist überall", heißt es gleich zu Beginn, wenn auf selbstverständlich magische Art und Weise ein seltsam zeitlos anmutendes New York der Gegenwart in ein ebenso zeitenthobenes New York von 1895 fließt. "Alles ist durch Licht verbunden", heißt die Zauberformel in dieser mythischen Welt, weshalb Akiva Goldsman das Licht nur so funkeln und blitzen lässt mit viel Effektaufwand.

Goldsman hat sich einen Namen gemacht als Drehbuchautor, unter anderem von "I, Robot", "Illuminati" und "A Beautiful Mind", für den er 2002 einen Oscar bekam. Bei "Winter's Tale" führte er erstmals Regie und ließ sich leiten von dem Fantasy-Romanklassiker "Wintermärchen" von Mark Helprin aus dem Jahr 1983. Die fast achthundert Seiten lange Romanstory wird im Film zwangsläufig verkürzt - der Üppigkeit des Buches entsprechen im Film die Schauwerte und ein beeindruckendes Star-Ensemble.

Ein hübsches Paar

Angeführt wird es von Colin Farrell, der einen edlen Dieb spielt, der sich in die schöne, in der Schwindsucht verglühende Beverly Penn (Jessica Brown Findlay) verliebt, als er in das Haus ihres Vaters einbricht. Zusammen sind die beiden ein hübsches Paar, das einige elegante Dialogszenen hat: als sie sich kennenlernen zum Beispiel. Da trifft der Einbrecher auf eine vollkommen ungerührte junge Frau, der er keinen Schrecken einjagen kann - sie ist schon seit Kindertagen bereit, an jedem Tag zu sterben.

Auch den übrigen Stars sieht man gerne zu, wie sie ihre lächerlichen Rollen spielen. Will Smith zum Beispiel tritt als Bling-Bling-Luzifer auf, der Russell Crowe als seinem bulligen Dämonen-Hiwi Audienzen erteilt. Die beiden Finsterlinge treffen sich in einem Keller, in dem Smith eine einsam von der Decke hängende Glühbirne anknipst, wenn die Audienz beginnt. Hochironisch und wie eine Kunstinstallation sieht das aus.

Im ewigen Kampf des Bösen gegen das Gute wollen die beiden Vertreter der Hölle das Wunder der Liebe stoppen, das sich zwischen Beverly und Peter anbahnt. Und so kommt es dann, dass Peter schließlich Jahrhunderte übersteht - ein Dämon stößt ihn die Brücke hinunter, aber Peter wird noch im Sturz unsterblich. Doch sein Gedächtnis hat er verloren und nun schlurft er also mit düsterem Blick durch das New York der Gegenwart, wo er einem krebskranken Mädchen begegnet, das zum Zielobjekt eines weiteren Wunders wird. Dieser Fantasy-Nonsense wird ganz ernsthaft und mit größtem Aufwand präsentiert, charmant dabei ist aber die hemmungslose Verspieltheit, die in dem Bombast immer wieder aufblitzt.

Eine Schlüsselrolle spielt übrigens ein Zauberpferd, das die Zielgruppe dieses Valentinstag-Filmes klar definieren dürfte: Wer romantische Geschichten mit weißen Flügelpferden mag, die ihres "Herren" Beschützer und Berater sind, wird auch dieses Schneekugel-"Wintermärchen" mögen.

Winter's Tale, USA, 2014 - Regie: Akiva Goldsman. Mit: Colin Farrell, Jessica Brown Findlay, Jennifer Connelly, Russell Crowe, William Hurt, Eva Marie Saint. Verleih: Warner, 118 Minuten.

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SZ vom 18.02.2014/mfh
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