William Eggleston:Alltäglich und in Farbe

William Eggleston liebt das Banale, aber bitte kunterbunt. Mit seiner ersten Ausstellung sorgte er damit noch für einen Skandal, heute gilt der US-Fotograf als Vorreiter der künstlerischen Farbfotografie. Die World Photography Organisation verleiht ihm nun den Ehrenpreis.

Ein Auswahl seiner Bilder.

8 Bilder

Tisch mit scharfer Soße William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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William Eggleston liebt das Banale, aber bitte kunterbunt. Mit seiner ersten Ausstellung sorgte er damit noch für einen Skandal, heute gilt der US-Fotograf als Vorreiter der künstlerischen Farbfotografie. Die World Photography Organisation verleiht ihm nun den Ehrenpreis.

Eine simple Tischplatte, verschiedene Flaschen darauf, auch eine mit Chilisoße. Was zufällig und alltäglich erscheint, ist für William Eggleston Kunst. Dem US-Fotografen erscheint nichts zu banal.

Los Alamos Schild "Minnows" William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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Mit seinem "demokratischen" Blick, wie er selbst sagt, fängt er seine Heimat in Memphis, Tennessee, ein. Einfach so, wie sie ist, ohne Arrangements und künstliches Licht. Die unverfälschte Art Egglestons würdigt die World Photography Organisation nun mit der Auszeichnung für besondere Verdienste. Dabei rief Egglestons Werk nicht von Anfang an auf Begeisterung hervor.

Frau im grünen Kleid William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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Als seine Schnappschuss-Technik - und noch dazu in Farbe - erstmals 1976 im Museum of Modern Art ausgestellt wurde, waren die Kritiker empört. Als "schlechteste Fotografieausstellung des Jahres" schimpfte sie die New York Times. Zu langweilig und zu beliebig erschienen seine Aufnahmen. Nach dem Motto: Eine Frau im grünen Kleid auf einer Wiese - ja und? Aber genau das ist es, was Amerika in seinem Innersten ausmacht. Dieser unverschleierte, einfache Blick auf die Menschen und Dinge.

Café in Geld William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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Doch Menschen hat er auf seinen Bildern gar nicht so gern. "Ich glaube man überschätzt sie. Sie sind einfach nicht so attraktiv", erzählte Eggleston einmal der SZ. Auf was er eher aus ist, sind intensive Farben. Das, was Fotografen-Legende Walker Evans noch "vulgär" nannte, faszinierte Eggleston. Farbfotos waren Ende der Sechziger Anfang der Siebziger Jahre einzig der Werbeindustrie vorbehalten. Von künstlerischem Gehalt keine Spur.

Los Alamos Coca-Cola-Automat William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust. Courtesy of The Wilson Centre for Photography

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Eggleston interessierte sich jedoch genau dafür und adelte die Farbfotografie zum eigenständigen künstlerischen Genre. In seinen Arbeiten erscheinen die Farben durch das Dye-Transfer-Verfahren, einer besonderen Art des Farbdrucks, besonders intensiv und leuchtend. "Wie wir heute fotografieren, hätte sich ohne Eggleston ganz anders entwickelt", konstatiert Michael Glover im Independent über den Vorreiter der künstlerischen Farbfotografie. Unzählige Fotografen und Regisseure wie Martin Parr, Jeff Wall oder David Lynch und Sofia Coppola lassen sich von seinen Bildern inspirieren.

Los Alamos Frau im 70er-Jahre-Café Turmfrisur William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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Von digitaler Fotografie hält der 73-Jährige, der auf einer Baumwollplantage aufwuchs, übrigens ebenso wenig wie davon, seine Werke ausführlich zu besprechen - eine Qual für jeden, der mit dem Künstler ein Interview führen will. "Man kann Fotografie nicht mit Worten beikommen", soll Eggleston laut Independent einmal gesagt haben. Vielmehr soll das Objekt, dem er sich widmet, wohl für sich stehen.

Los Alamos Gegenstand in V-Form William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust, Courtesy of Gagosian Gallery

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Auch rissiges Straßenpflaster, darauf verstreut Kies, im Hintergrund bunte Gullideckel und einen Stock in V-Form erhebt Eggleston durch seinen unverfälschten Blick zum Kunstobjekt. Astrid Merget, Direktorin der World Photography Organisation, sagt über die Wahl der Jury: "William Eggleston ist ohne Zweifel einer der großen Pioniere unserer Zeit. Sein Einfluss auf die Farbfotografie und auf viele der bekanntesten Fotografen von heute muss bewundert, respektiert und gewürdigt werden." In der Londoner Tate Modern wird künftig außerdem eine Dauerausstellung mit seinen Werken zu sehen sein.

Kalifornien Cowboy Los Alamos Telefon William Eggleston

Quelle: William Eggleston, Eggleston Artistic Trust. Courtesy of The Wilson Centre for Photography

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Einen Unterschied zwischen einem Fotografen, der Kunst schafft und einem Künstler, der fotografiert, sieht Eggleston übrigens nicht. Sein Schaffen zu kategorisieren dürfte ihm wohl ebenso einerlei sein wie das, was über seine Kunst geschrieben wird.

Eine Auswahl von William Egglestons Werken ist von 26. April bis 12. Mai bei der Sony World Photography Awards Ausstellung im Somerset House in London zu sehen.

© Süddeutsche.de/cag/mkoh
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