Süddeutsche Zeitung

Protest von Will Smith:Nicht mit mir

Will Smith sagt Dreharbeiten im US-Bundesstaat Georgia ab, um gegen eine Wahlrechtsreform zu protestieren.

Von David Steinitz

Der Schauspieler Will Smith hat die Dreharbeiten zu seinem nächsten Film "Emancipation" im US-Bundesstaat Georgia abgesagt, aus Protest gegen die dortige Wahlrechtsreform. Das erklärten Smith und der Regisseur Antoine Fuqua in einem gemeinsamen Statement auf Instagram. "Wir können nicht mit gutem Gewissen eine Regierung wirtschaftlich unterstützen, die regressive Wahlgesetze erlässt, die darauf abzielen, den Wählerzugang zu beschränken. Bedauerlicherweise sehen wir uns gezwungen, unsere Produktion von Georgia in einen anderen Bundesstaat zu verlegen."

Zur Änderung des Wahlrechts unter dem republikanischen Gouverneur Brian Kemp kam es nach den unbelegten Behauptungen Donald Trumps über Betrug bei der Präsidentenwahl im vergangenen November. Sein demokratischer Kontrahent Joe Biden hatte den Südstaat knapp gewonnen, was entscheidend zu seiner Wahl als amtierender US-Präsident beitrug.

Die Wahlrechtsreform in Georgia beschränkt unter anderem die Öffnungszeiten der auf den Straße aufgestellten Kästen für Stimmzettel. Zusätzlich soll das Parlament mehr Zuständigkeiten bekommen, um die Wahlabläufe zu regulieren, und die Identitätskontrollen bei der Briefwahl sollen verschärft werden. Auch wird es künftig als Verbrechen eingestuft, in Schlangen stehenden Wählern Essen und Trinken anzubieten. Selbst das Ansprechen der Wartenden wird verboten.

Bereits vor zwei Jahren protestierte Hollywood gegen ein Abtreibungsgesetz in Georgia

Präsident Biden hatte die Reform vergangene Woche als "schrecklich" bezeichnet. Sie sei "gegen die amerikanischen Werte" gerichtet und ein "Angriff auf die Verfassung". Benachteiligt werden durch die neuen Regeln vor allem schwarze Wähler, monieren die Kritiker. So soll zum Beispiel die Zahl der Wahllokale in Vierteln mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung reduziert werden.

Dass Will Smith sein Drama "Emancipation", das laut Variety bereits vorab für gut 120 Millionen Dollar an Apple verkauft wurde, woanders drehen möchte, liegt auch am Inhalt des Films. Er erzählt die wahre Geschichte des Sklaven Peter, der in den 1860er-Jahren von einer Plantage in Louisiana in den Norden floh. Diese Story will Smith nicht in einem Südstaat umsetzen, der seiner Meinung nach nichts aus der Geschichte gelernt hat. Beginn der Dreharbeiten war auf Juni terminiert. Wo sie jetzt stattfinden werden, ist noch unklar.

Nachdem auch große Unternehmen wie Coca-Cola, die ihren Sitz in Georgia haben, das Gesetz kritisierten, folgt nun Hollywood. Das könnte für den Bundesstaat schwere wirtschaftliche Konsequenzen haben. Georgia gewährt hohe Steuernachlässe für Filmproduktionen und ist deshalb ein beliebter Drehort unter anderem für Marvel-Filme und Serien wie "The Walking Dead".

Bereits 2019 hatte es Protest gegeben, als der konservative Bundesstaat sein Abtreibungsgesetz verschärfen wollte. Es sollte Abtreibungen für illegal erklären, sobald beim Embryo ein Herzschlag nachzuweisen ist, also meist schon sechs Wochen nach der Empfängnis. Damals hatten große Filmfirmen wie Netflix, Disney, Sony, Warner und Universal mit dem Abzug von Produktionen gedroht. Das Gesetz wurde schließlich für verfassungswidrig erklärt; Hollywood drehte größtenteils weiter.

Wie es diesmal ausgehen wird, ist noch unklar. Unterstützung bekommt Will Smith bereits vom Regisseur James Mangold ("Walk The Line") und dem Luke-Skywalker-Darsteller Mark Hamill. Sie rufen ebenfalls dazu auf, vorerst nicht mehr in Georgia zu drehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5263355
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/freu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.