Will Smith:Die Folgen der Ohrfeige

Will Smith: Ein Abend mit Ohrfeige und Auszeichnung: Will Smith bei der Oscarverleihung am 27. März.

Ein Abend mit Ohrfeige und Auszeichnung: Will Smith bei der Oscarverleihung am 27. März.

(Foto: Robyn Beck/AFP)

Netflix legt ein Filmprojekt mit Will Smith auf Eis, der Schauspieler verlässt die Oscar-Academy. Welche Konsequenzen hat das für seine Karriere?

Von David Steinitz

Nachdem der Schauspieler Will Smith seinen Kollegen Chris Rock bei der Oscarverleihung geohrfeigt hat, zeichnen sich erste berufliche Konsequenzen für den Schauspieler ab. Netflix hat ein Filmprojekt mit Will Smith auf Eis gelegt, das der Streamingdienst noch kurz vor der Oscarverleihung mit großem Elan vorangetrieben hatte. Das berichtet der Hollywood Reporter. Der Thriller "Fast and Loose" sollte die Geschichte eines Gangsterbosses erzählen, der nach einem Angriff das Gedächtnis verliert. Noch kurz vor der Oscarverleihung hatte der designierte Regisseur des Films, David Leitch, das Projekt verlassen, weil er lieber einen anderen Stoff mit Ryan Gosling drehen wollte. Laut Hollywood Reporter habe man bei Netflix händeringend nach einem Ersatz gesucht, um das Will-Smith-Vorhaben schnellstmöglich drehen zu können - aber damit ist nach der Oscar-Affäre nun erst mal Schluss.

Auch bei der Blockbuster-Fortsetzung "Bad Boys 4", zu der Smith noch kurz vor dem Eklat die ersten Drehbuchseiten erhalten haben soll, wurde laut dem Branchenmagazin vom Sony-Studio vorerst die Pausetaste gedrückt. Auf die Karriere des 53-Jährigen scheint sich die Ohrfeige, über die seit einer Woche weltweit heiß diskutiert wird, also sehr schnell negativ auszuwirken.

Man muss kein Mitglied der Academy sein, um Oscars zu gewinnen

Nachdem bereits spekuliert worden war, ob Smith als Bestrafung aus der Oscar-Academy ausgeschlossen werden könnte, kam der Star am Freitagnachmittag einem möglichen Rausschmiss zuvor: Er legte seine Mitgliedschaft freiwillig nieder. In einem Statement sagte er, er habe das Vertrauen der Organisation in ihn verletzt. Außerdem habe er mit seiner Aktion die anderen Gewinner des Abends um ihre wohlverdiente Aufmerksamkeit gebracht.

Aus PR-Sicht ist es natürlich immer besser zu gehen, als gegangen zu werden. Aber eine allzu große Buße ist dieser Schritt für Smith in der Praxis vermutlich nicht. Man muss kein Mitglied der Academy sein, um mit einem Oscar ausgezeichnet zu werden. Und davon, ihm den Oscar, den er kurz nach der Ohrfeige als bester Hauptdarsteller für das Tennis-Drama "King Richard" gewann, wieder wegzunehmen, war bislang nicht ernsthaft die Rede. Man muss auch kein Mitglied der Academy sein, um an künftigen Oscarverleihungen teilzunehmen oder wieder nominiert zu werden. Und da die Organisation fast 10 000 Mitglieder hat, deren Stimmen bei der Wahl der Oscar-Preisträger alle gleich zählen, wird die fehlende Smith-Stimme nicht ins Gewicht fallen.

Nervenaufreibender als der Academy-Austritt dürfte für ihn also die Frage nach der künftigen Auftragslage sein. Werden die Filmstudios bald wieder mit ihm arbeiten wollen? Glauben sie trotz (oder vielleicht ja sogar wegen) der Ohrfeige weiterhin an seine Boxoffice-Power? Oder lassen sie ihn zappeln oder gar ganz fallen?

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