Zwei ältere Herren mit weißem Schnauzbart, Hawaii-Hemd und Baseball-Käppi stehen in den Theaterkolonnaden der Kurstadt Wiesbaden und ereifern sich bis Spuckekügelchen fliegen. Grund ihrer Erregung? Ein Rewe-Markt. Anstatt sich zu freuen, dass es neben dem berühmten Spielcasino, wo sich Dostojewski vor 150 Jahren ruiniert hat, endlich eine Einkaufsmöglichkeit gibt, verdammen sie diese "unmögliche" Eröffnung. Und sie haben natürlich recht. Eigentlich ist es unmöglich, dass ein Supermarkt in das Goldbarock-Foyer eines Theaters einzieht und dort Tiefkühlpizza und Softdrinks unter wilhelminischen Deckengemälden und nackten Gipsmädchen verkauft.
Biennale Wiesbaden:Das Detroit-Gefühl
Improvisierte Autokinos, Drohnen im Drogeriemarkt und ein Supermarkt im Theaterfoyer sollen bei der Biennale in Wiesbaden für Krise und Verfall des Stadtraums stehen.
Von Till Briegleb
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