Wiener Festwochen:Entwicklungshilfe

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"Ich habe gelernt, dass man auch in kurzer Zeit viel schaffen kann": Der Intendant Christophe Slagmuylder stellt das Programm für die Festwochen vor.

Von Wolfgang Kralicek

Die Pressekonferenz, auf der die Wiener Festwochen ihr Programm präsentieren, wurde mit Spannung erwartet. Immerhin ging es um das erste Festwochen-Programm des neuen Intendanten Christophe Slagmuylder, der im vergangenen Juni verpflichtet worden war. Nachdem dessen glückloser Vorgänger Tomas Zierhofer-Kin den Job vorzeitig hingeschmissen hatte, erklärte sich der Belgier kurzfristig bereit, in Wien Feuerwehr zu spielen; inzwischen hat er einen Vertrag bis 2024. Der 52-jährige Slagmuylder, ein ruhiger Mann mit wachen Augen, hatte vor diesem Wiener Engagement elf Jahre lang das "Kunstenfestivaldesarts" in Brüssel geleitet.

"Ich habe gelernt, dass man auch in kurzer Zeit viel schaffen kann", sagte der neue Mann bei seiner Programmpräsentation. Sein Vorgänger hatte das Stammpublikum mit einem manchmal zwar politisch korrekten, oft aber auch spröde-hermetischen Programm vergrault; statt großem Welttheater wurden karge "Lectures" oder Installationen geboten.

Während Zierhofer-Kin das Festival auch für elektronische Musik und bildende Kunst öffnete, stellte Slagmuylder klar, dass er in den Festwochen in erster Linie ein Theaterfestival sieht. Musik und bildende Kunst seien in Wien bestens vertreten, ließ er wissen, die darstellende Kunst hingegen sei "nicht so entwickelt". Es gebe zwar erstklassige Sprechtheaterbühnen, Schauspieler und Autoren, besonders im Bereich der zeitgenössischen Theaterperformance aber gingen von der Stadt zu wenige Impulse aus.

Mehr als 40 Produktionen stehen nun auf dem Spielplan, deutlich mehr als zuletzt. Dass es sich dabei überwiegend um Gastspiele handelt, ist der knappen Vorbereitungszeit geschuldet; künftig soll es mehr Eigenproduktionen geben. In Slagmuylders Programm finden sich viele Namen aus der ersten Liga der internationalen Tanz- und Theaterszene: Anne Teresa De Keersmaeker, Angélica Liddell, Romeo Castellucci, Krystian Lupa, Milo Rau, aber kaum Musiktheater im engeren Sinn.

Star-Appeal hat der Robert-Wilson-Abend "Mary Said What She Said" mit Isabelle Huppert, der kurz nach der Pariser Premiere zu den Festwochen reist.

Eröffnet wird das Festival am 11. Mai mit der Theater-Telenovela "Diamante" vom argentinischen Autor und Regisseur Mariano Pensotti, die bei der Ruhrtriennale zur Uraufführung kam und in Wien in einer Eishalle mit dem Namen "Erste Bank Arena" gezeigt wird. Die Halle befindet sich in einem Bezirk, der kulturell noch kaum erschlossen ist - auch die Dezentralisierung des Festivals gehört zu den Zielen von Christophe Slagmuylder. Obwohl das auch Zierhofer-Kin vorschwebte, unterscheidet sich der Spielplan des Belgiers deutlich von dem seines Vorgängers, die Wiener Festwochen kommen jetzt eher wieder so daher, wie man sie in den Jahren zuvor kannte. Das in nur einem halben Jahr erstellte Programm für 2019 sei als "erster Entwurf" zu verstehen, sagt der neue Intendant. "Aber er repräsentiert bereits alles, wofür ich stehe."

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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