Western:Gebt ihm das Seil

Western: Amerikanischer Träumer: Bill Holden in "Wild Bunch".

Amerikanischer Träumer: Bill Holden in "Wild Bunch".

(Foto: Festival Locarno)

Am frühen Nachmittag öffnete er gewöhnlich die dritte Flasche Wodka: Das Filmfestival Locarno zeigt eine Retrospektive des Western-Regisseurs Sam Peckinpah.

Von Fritz Göttler

Irgendwann soll man ihm verboten haben, während der Dreharbeiten zu heiraten, eines der mexikanischen Mädchen am Set, in das er sich wieder leidenschaftlich verliebt hatte. Die Trennungen danach seien zu aufwendig gewesen, finanziell und organisatorisch. Das ist eine der Legenden, die sich um Leben und Karriere des Filmemachers Sam Peckinpah (1925 bis 1984) spinnen und mit denen das schöne Buch gespickt ist, welches das Filmfestival Locarno (das am Wochenende zu Ende ging), zu seiner Peckinpah-Retrospektive herausgebracht hat. Am frühen Nachmittag öffnete er gewöhnlich die dritte Flasche Wodka, erinnerte sich Senta Berger, als sie in Locarno die Filme vorstellte, in denen sie mit Peckinpah gearbeitet hatte: "Major Dundee", 1965, und "Steiner - das eiserne Kreuz", 1977. Er hasste Nixon und hatte sich immer wieder vorgenommen, wegzugehen aus Hollywood, um in Mexiko Filme zu machen. Er liebte es, Mitarbeiter kaltblütig zu feuern - "give him the rope", sagte er dann zu seinem Assistenten. Damit meinte er: Der Kerl solle sich am besten aufhängen. Es gab einen Mann am Set, der nur die Bustickets für die Gefeuerten ausstellte. Aber alles was er tat, so unbeherrscht und böse es aussah, war immer auch gegen ihn selber gerichtet. Irgendwann war die Energie dann doch verbraucht, die ihn all die Kämpfe seines Lebens hatte provozieren und durchstehen lassen. Peckinpahs Filme sind Schlachtfelder, die Produzenten und Verleihe haben sie immer wieder behindert, abgewürgt, verstümmelt.

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