"Wer wird Millionär?":Viel Dampf um nichts?

Lesezeit: 2 min

"Wer wird Millionär?" muss sich einen schweren Vorwurf gefallen lassen: Die Millionenfrage um einen Schnellkochtopf sei falsch gestellt worden. Es ist nicht das erste Mal, dass Quiz-Shows in Frage gestellt werden.

Irene Helmes

"Wer erfand einen Schnellkochtopf und eine Schnellschreibmaschine mit 16 Tasten?" - mit der Antwort auf diese Frage hätte die Kandidatin Monika Voskamp am Montag Abend bei Günther Jauch die Million abräumen können. Sie entschied sich für den sicheren Weg und warf das Handtuch. Doch am Dienstag wurden Zweifel an der entscheidenden Frage laut.

Immer mit der Ruhe: RTL verteidigt die umstrittene Millionenfrage. (Foto: Foto: dpa)

Als mögliche Antworten wurden Henry Bessemer, Karl Friedrich Drais, Peter Henlein und George Stephenson angeboten. Drais sei die richtige Antwort, löste Jauch nach Voskamps Ausstieg auf. Doch der Biograph des Erfinders, Hans-Erhard Lessing, seines Zeichens emeritierter Professor für Physikalische Chemie an der Ulmer Universität, sieht das anders: "Drais hat keinen Dampfkochtopf erfunden", erklärte Lessing am Dienstag gegenüber Spiegel Online. Es handele sich vielmehr um "eine falsche Behauptung", die immer wieder auftauche.

Ein peinlicher Fehler beim RTL-Quotenhit? Beim Sender bleibt man unbeirrt. Die Frage sei vollkommen "korrekt gestellt" worden, so ein RTL-Sprecher am Dienstag zu sueddeutsche.de. Denn: "Es wurde nicht nach dem Erfinder des Dampfkochtopfs gefragt", als dieser gelte tatsächlich der Franzose Denis Papin, der jedoch als Alternative gar nicht zur Wahl gestanden habe.

"Der Hintergrund der Frage ist vielmehr, welcher der genannten Erfinder besonders umtriebig war" - und das treffe auf Drais eben zu, der sowohl einen Schnellkochtopf als auch eine Schnellschreibmaschine "auf sein Erfinderkonto" verbuchen könne.

Als Quellen gab der RTL-Sprecher das "Lexikon der Forscher und Erfinder" aus dem Rowohlt Verlag und die Frankfurter Rundschau an. Mit der Kandidatin hat laut RTL trotz all der Verwirrung am Dienstag kein Gespräch mehr stattgefunden.

Trotz regelmäßig großer Publikumserfolge kommen Quizshows immer wieder mit Skandalen in die Schlagzeilen. In der Schweizer Sendung "Risiko" beantwortete ein Kandidat 1998 eine Frage, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gestellt worden war - und gewann 95.000 Franken. Nach längerem Leugnen musste er den Betrug schließlich zugeben und wurde zu viereinhalb Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Auch "Wer wird Millionär?" hat bereits Pannen erlebt: Beim englischen Ableger "Who wants to be a millionaire?" stellte sich im Jahr 2001 heraus, dass ein Helfer im Publikum den Gewinner durch Husten auf die richtigen Antworten gebracht hatte. Aus der Traum von der Million - der betrügerische Kandidat kassierte stattdessen eine Bewährungsstrafe. In Deutschland saß ein Kandidat 2006 regelwidrig zum zweiten Mal Jauch gegenüber. Er hatte sich kurzerhand unter falschem Namen beworben, da ihm der Gewinn bei seinem ersten Auftritt zu niedrig war.

© sueddeutsche.de/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: