Süddeutsche Zeitung

Regisseur:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Dieter Wedel

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Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat. Es liege ein Anfangsverdacht gegen den Regisseur vor, sagte am Abend eine Behördensprecherin. Sie betonte, dass die Einleitung des Ermittlungsverfahrens noch kein Hinweis für eine Schuld Wedels sei.

Zuvor hatte die Bild-Zeitung darüber berichtet. Ausgangspunkt für die Ermittlungen sei, so die Sprecherin, ein Bericht im Zeit-Magazin. Dort hatten drei Schauspielerinnen Wedel beschuldigt, er habe sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt. Wedel hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Zunächst hatte es zudem geheißen, die Vorfälle seien bereits verjährt. Für gewöhnlich beginnt im Strafrecht die Verjährung mit der Beendigung der Tat. Allerdings ruht die Verjährungsfrist bei bestimmten Sexualdelikten bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres des Opfers.

Zuvor war der Regisseur als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. In einer persönlichen Stellungnahme, die auf der Webseite des Theaterfestivals erschien, begründet er diesen Schritt mit den wiederholten Vorwürfen. Er könne seine Aufgaben nicht weiter wahrnehmen, erklärte eine Sprecherin von Wedel.

Am Montagnachmittag wurde bekannt, dass Wedel nach einer Herzattacke im Krankenhaus liegt. "Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigen und Vorwürfen ausgesetzt", schreibt Wedel in der persönlichen Stellungnahme zu seinem Rücktritt von der Intendanz des Bad Hersfelder Festivals. "Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert. - Und auch die Tatsache, dass es nicht aufhört."

Die öffentlichen Vorwürfe gegen ihn, schreibt Wedel, haben "für mich in meinem 76. Lebensjahr ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten". Nach der nun veröffentlichten Stellungnahme werde er sich nicht mehr öffentlich äußern.

Weil die Übergriffe - sollte es sie gegeben haben - mittlerweile verjährt wären, könne er nicht davon ausgehen, dass Ermittlungen ihn entlasten werden. Außerdem seien Zeugen, die ihn entlasten könnten, verstorben. Im gegenwärtigen "Klima der Vorverurteilung" könne er "den Kampf" um seine "Reputation nicht gewinnen".

Wedel begrüße die öffentliche Debatte über Machtmissbrauch, schreibt er in seiner Stellungnahme. "Ich habe mir aber niemals vorstellen können, dass die Debatte auch irgendwann mich einmal betreffen könnte." Er verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen wie gegen Männer.

Wedel habe sich in ärztliche Behandlung begeben müssen, schreibt der Bad Hersfelder Bürgermeister

Er habe dem Magistrat der Stadt Bad Hersfeld vorgeschlagen, die Aufgaben des Intendanten an seinen bisherigen Stellvertreter Joern Hinkel kommissarisch zu übertragen, bis ein neuer Intendant gefunden ist. Die 67. Bad Hersfelder Festspiele finden trotz Wedels Rücktritt statt.

Auf der Webseite der Festspiele, die Dieter Wedel seit 2015 als Intendant geleitet hat, äußert sich auch der Bürgermeister von Bad Hersfeld, Thomas Fehling, zum Rücktritt des Regisseurs. Dessen Entscheidung sei "ein schmerzlicher Schritt für die Festspiele und die Stadt".

Die Bad Hersfelder Festspiele und die Stadt verdankten Dieter Wedel "sehr viel", schreibt er. Wedel habe "es geschafft, innerhalb von drei Jahren die künstlerische Qualität der Festspiele zu steigern und das Theaterereignis in der Stiftsruine mit namhaften und renommierten Schauspielern wieder bundesweit als Marke zu etablieren."

Weiter schreibt Fehling, es stimme ihn traurig, dass Wedel "durch die Ereignisse der letzten Tage derart gesundheitlich angegriffen ist und sich in ärztliche Behandlung begeben musste. Ich habe großen Respekt vor seinem Entschluss, weil ich weiß, dass Dieter Wedel damit auch einen möglichen Schaden von den Festspielen fernhalten will."

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