Warum US-TV unschlagbar ist:Wir können nur billig

Amerika, du hast es besser: Das US-Fernsehen bringt Zielgruppen geschlossen hinter sich, weil es sich auf höchstem Niveau auf deren Erlebniswelten bezieht.

Andrian Kreye

Es gibt viele Gründe dafür, warum amerikanisches Fernsehen so viel besser ist als das deutsche Programm. Geld ist sicher einer der wichtigsten Gründe. Hollywood hat die universellen Erzählformen des 20. Jahrhunderts entwickelt. Davon hat das amerikanische Fernsehen profitiert. Deswegen sind amerikanische Fernsehprogramme auch immer Exportgüter gewesen. Und wer seine Serie in 80 Länder verkauft, der kann auch ganz anders kalkulieren. Hauptdarsteller von Erfolgsserien kassieren eine Million Dollar pro Folge. So bekommt man Stars.

Warum US-TV unschlagbar ist: Magic Johnson hat gut lachen, er kennt Jerry Seinfeld.

Magic Johnson hat gut lachen, er kennt Jerry Seinfeld.

(Foto: Foto: Reuters)

Aber nicht nur der Umsatz, auch die Verteilung der Gelder dient der Qualität. Kein amerikanischer Fernsehsender würde es wagen, seinen Regisseuren, Schauspielern und Autoren Verträge vorzulegen, wie sie in Deutschland üblich sind. Vor allem die Praxis des "Buyouts", des Ausverkaufs aller Rechte, macht die kreative Fernseharbeit in Deutschland zu einer unterbezahlten Dienstleistung. In den USA bekommen alle Beteiligten Anteile am Weiterverkauf ihrer Produkte. Das motiviert Talent.

Doch das amerikanische Fernsehen ist letztlich auch deswegen so gut, weil es Identifikationsmomente schafft. Zwar gibt es auch dort nur noch selten nationale Fernseherlebnisse, wie man sie in den Frühzeiten des Fernsehens gewohnt war. Denn bei einer Auswahl von bis zu 700 Kabelprogrammen zerfasert das Publikum in Nischengruppen. Aber Sendungen wie die Talkshows von David Letterman und Jon Stewart oder Qualitätsserien wie "Six Feet Under" und "Californication" schaffen es, Zielgruppen geschlossen hinter sich zu bringen, weil sie sich auf höchstem Niveau auf deren Erlebniswelten beziehen.

Deswegen sind es gerade die amerikanischen Qualitätsserien, die in Deutschland floppen. "Seinfeld" oder "Brothers and Sisters" gingen unter. Hits wie "CSI" und "Die Aufrechten" funktionieren, weil sie schlichte Krimigeschichten glamourös in Szene setzen.

In Deutschland ist für eigene Qualität kein Geld da. Hier sind es eben vor allem die Sender der RTL-Gruppe, die solche Identifikationsmomente mit Günther Jauch oder dem Schuldenberater Peter Zwegert schaffen. So bleibt deutsches Fernsehen ein Regionalprogramm. Und kauft die großen Serien aus Amerika.

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