Siegmund steht auf der schwarzen, leeren Bühne, während aus der hintersten Tiefe des Saals Brünnhildes Stimme zu ihm herüberschallt: "Siegmund! Sieh auf mich! Ich bin's, der bald du folgst." Schutzlos, in blutbefleckter Kleidung steht der Sohn Wotans an der Rampe und blickt auf die nur für ihn sichtbare Walküre. Ein indirektes, kaltes Scheinwerferlicht lässt die Nebelschwaden um ihn herum tanzen. Wenn dann die halb wahnsinnige Sieglinde zu ihm stürzt, ihm Fragen einflüstert, mit denen er dem Tod eine Absage erteilen möchte, und das Zwillingspaar sich schließlich in heilloser Symbiose aneinanderklammert, ist das ein Bild der existenziellen Verlorenheit, das unter die Haut geht.
"Walküre" in Kassel:War es so schmählich?
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Wer Richard Wagners "Walküre" eindringlich erleben, den Text verstehen und sensationelle Frauenstimmen hören will, muss jetzt nach Kassel reisen.
Von Julia Spinola
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