"Walküre"-Filmstart wieder verschoben:Nachrufe statt Lorbeerkränze

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Der Film "Walküre" sollte Tom Cruise und seiner Produktionsgesellschaft den dringend nötigen Erfolg bringen. Doch nach einer Pannenserie häufen sich im Internet Stimmen á la: "Walküre ist tot".

Erst sollte "Walküre" in den USA Ende Juli 2008 starten, dann wurde der Film über das gescheiterte Hitler-Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit Tom Cruise in der Hauptrolle auf Oktober verschoben, und kürzlich noch einmal auf Februar 2009.

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Ruth Schneeberger

Die Produktionsfirmen MGM und United Artists begründeten dies Anfang April mit einer Verlegung auf ein langes Wochenende, damit der Film mehr Zuschauer in die Kinos ziehe.

Die Begründung ist allerdings nur schwer nachzuvollziehen. Immerhin ist der Streifen bei dem veränderten Start weitgehend aus der kommenden Preis-Saison draußen: Die Fristen für den Golden Globe und den Oscar sind dann bereits überschritten.

Die Verschiebung auf den späteren Starttermin könnte eher darauf hinweisen, dass bei dem Film weitere Probleme aufgetreten sind: Vielleicht muss noch einmal nachgedreht werden? Vielleicht werden einige Szenen umgeschrieben?

Bereits bei den Dreharbeiten im Berliner Bendlerblock im vergangenen September war es zu Schnitzern gekommen: Die Filmrollen waren bei ihrer Entwicklung mit einer falschen Flüssigkeit behandelt und damit zerstört worden - etliche Szenen mussten noch einmal gedreht werden.

Die nicht abreißende Pannenserie hat nun bei einflussreichen US-Blogs zu Nachrufen auf "Walküre" und United Artists geführt: Die in Hollywood einflussreiche Internet-Seite thehotblog.com befand schlicht: "Walküre ist tot". Defamer.com erklärte die Wiedererweckung von United Artists für gescheitert.

Immer wieder vor dem Aus

Die Todesanzeigen kommen nur acht Monate, nachdem United Artists zu neuem Leben erweckt werden sollte. Die seit 1919 bestehende Filmgesellschaft hatte nach dem Kauf durch Sony Pictures im Jahr 2005 immer wieder vor dem Aus gestanden, da Sony etliche weitere Filmgesellschaften mit besseren Aussichten besitzt.

Eine 500-Millionen-Dollar-Spritze von Merrill Lynch sollte dem Label im August 2007 dann aber eine neue Perspektive sichern. Zuvor hatte es bereits Hoffnungsschimmer gegeben, als Tom Cruise gemeinsam mit seiner langjährigen Geschäftspartnerin Paula Wagner im November 2006 die Führung von United Artists übernommen hatte.

Die Hoffnungen des Gespanns ruhen derzeit auf "Walküre", nachdem der Film "Von Löwen und Lämmern" mit Cruise, Robert Redford und Meryl Streep in den Hauptrollen im vergangenen Jahr gefloppt war.

Die abermalige Verschiebung von "Walküre" bedeutet für Cruise und seine Partner nun aber einen empfindlichen Rückschlag: Die Kritiker haben neun Monate Zeit, auf ihnen herumzuhacken. "Wir werden uns nicht einschüchtern lassen", sagte Wagner der New York Times. "Jeder, der uns abschreibt, hat keine Ahnung vom Geschäft."

Doch United Artists führt inzwischen einen Abwehrkampf gegen die öffentliche Wahrnehmung. Anders als früher, als hämische Kommentare auf Mund-zu-Mund-Gerüchte beschränkt waren, wird die öffentliche Meinung inzwischen durch Internet-Foren gefüttert. Die dort vertretene Ansicht, dass Cruise und Wagner nach der Übernahme von United Artists strategische Fehler gemacht haben, lässt sich derzeit nur schwer revidieren.

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