Wagner-Festspiele:Hermanis sagt Bayreuth ab

Der lettische Regisseur sollte 2018 "Lohengrin" inszenieren

Der wegen seiner Aussagen zur Flüchtlingspolitik umstrittene Regisseur Alvis Hermanis hat Verhandlungen über eine Inszenierung in Bayreuth nach Angaben der Festspiele beendet. "Er hat mitgeteilt, dass er das nicht machen möchte", sagte der Sprecher der Richard-Wagner-Festspiele, Peter Emmerich, am Montag. Der Lette Hermanis war für den "Lohengrin" 2018 im Gespräch gewesen. Anstelle von Hermanis könnte es nun auf den US-amerikanischen Regisseur Yuval Sharon hinauslaufen, sagte Emmerich. Ein Vertrag sei aber noch nicht unterschrieben.

Aus Protest gegen das Eintreten für Flüchtlinge des Hamburger Thalia Theaters hatte Hermanis im vergangenen Jahr eine geplante Inszenierung in der Hansestadt abgesagt. Er halte das humanitäre Engagement für falsch und wolle damit nicht in Verbindung gebracht werden, gab er als Begründung für seine Absage an. Die deutsche Begeisterung, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, sei extrem gefährlich für ganz Europa, weil unter ihnen Terroristen seien. Diese Äußerungen hätten allerdings höchstens mittelbar Einfluss auf das Ende der Verhandlungen mit Bayreuth gehabt, sagte Emmerich am Montag. Die Festspiele hätten sie zur Kenntnis genommen. "Das hätte Schwierigkeiten in der Außenwirkung geben können. Die Geschichte ist in Bayreuth mitzudenken, das wissen wir auch aus der jüngeren Geschichte."

Alvis Hermanis hatte zuletzt nicht nur durch seine kritischen Aussagen zur deutschen Flüchtlingspolitik für Schlagzeilen gesorgt. Im Sommer war seine Inszenierung von Richard Strauss' "Die Liebe der Danae" bei den Salzburger Festspielen nicht gut angekommen. Der Amerikaner Yuval Sharon hat erst vor wenigen Tagen in Karlsruhe eine umjubelte Inszenierung von Wagners "Walküre" mit vielen Multimedia-Effekten vorgelegt. Für seine Inszenierung der Oper "Doctor Atomic" von John Adams erhielt er 2014 den Götz-Friedrich-Preis für Opernregie. An der Wiener Staatsoper brachte er 2016 "Drei Schwestern" von Péter Eötvös heraus.

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