Dosenbier, Dauerregen und Death Metal: 75 000 Heavy-Metal-Fans überfallen gerade wieder das beschauliche Dörfchen Wacken. Die Bilder. Nein, das ist nicht Borat in seinem neuesten Kostüm. Und wenn doch, dann ist er immerhin Besucher des nach Angaben der Veranstalter weltgrößten Heavy-Metal-Festivals der Welt: "Wacken Open Air" sorgt von Donnerstag bis Samstag wieder einmal ... Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/dpa/lala
... für erstaunliche Impressionen aus der Welt der Metaller: Was tut dieses Duo da?
Keine Sorge, das war so gut wie jugendfrei, weil im Namen der Kunst: Der Künstler hat das Model für einen TV-Auftritt rückseitig besprüht. Hier sehen wir das Ergebnis, mit dem die metallfarbene Dame am Donnerstag auf dem W.O.A (Wacken Open Air) für Zuspruch sorgte.
Das skurrile Heavy-Metal-Festival erfreut sich auch in diesem Jahr wieder großer Beliebtheit ...
... und das nicht nur, weil hier immer noch altbekannte und hochverehrte Metal-Größen wieder zum Zuge kommen: Wie im letzten Jahr Alice Cooper, der damals seinen Hit "School's out" röhrte - dass der Song von 1972 stammt, als die meisten der Festivalbesucher nicht einmal geboren waren, tat der Stimmung keinerlei Abbruch.
Auch Bruce Dickinson, dem Sänger der britischen Band Iron Maiden, sah man bei seinem letztjährigen Auftritt kaum an, dass er seinen 52. Geburtstag bereits gefeiert hat. Die Musik in Wacken erreicht traditionsgemäß einen Lautstärkepegel von bis zu 120 Dezibel. Das ist ungefähr so laut wie ein startender Düsenjet.
Doch das stört hier niemanden. Im Gegenteil:
Rockröhre Doro Pesch konnte am Donnerstag zusammen mit der Band Skyline ein Festival eröffnen, ...
...bei dem es zwar besonders wild ...
... aber auch besonders friedlich zugeht. Anders wäre es auch nicht zu erklären, dass hier alljährlich die Metaller in Scharen ...
... das 1800-Seelen-Dorf übernehmen, wo sie bereits freudig erwartet werden. Seit 1990 findet das Treffen der Heay-Metal-Fans aus aller Welt in dem Schleswig-Holsteinischen Ort nahe Itzehoe statt. Was mit knapp 800 zahlenden Besuchern seinen Anfang nahm, ...
... hat sich inzwischen zu einer vielbeachteten Institution entwickelt, die mit bis zu 80.000 Besuchern am ersten Augustwochenende alljährlich das kleine Dorf erschüttert. Doch von Vorbehalten oder gar Missgunst seitens der Anwohner gegenüber den wilden Horden meist junger, oft alkoholisierter, stets grölender und rund um die Uhr einsatzbereiter Metaller keine Spur:
Die Anwohner haben sich mit der wunderlichen Invasion der Partygäste nicht nur abgefunden, sondern tragen auch eifrig ihr Schärflein dazu bei: Die Dorfkapelle der Freiwilligen Feuerwehr etwa, inzwischen als "Wacken Firefighters" in der Szene bekannt, spielt traditionell zur Eröffnung am Vorabend (Mittwoch) zur Begrüßung auf. Wie man sieht, nicht ohne Erfolg.
Außer der Freiwilligen Feuerwehr geben sich bis zum Samstag weitere Bands die Ehre: insgesamt spielen über 100 Bands auf sechs Bühnen zur Freude der Wilden.
Doch das knallharte Musikantenstadl wäre nur halbwegs so lustig, wenn es hier nicht, wie auf jedem ordentlichen Festival, auch um die Gemeinschaft und das Campieren im Freien ginge. Ob nun geselliges Duschen in der Autowaschanlage, wie diese jugendlichen Metalfans aus Warendorf (NRW), ...
... das Aufeinandertreffen Gleichgesinnter aus aller Welt. ...
... ein Drittel der Besucher kommt aus dem Ausland, ...
... das Knüpfen neuer Freundschaften unter den Vorzeichen Dosenbier, Dauerregen und Death Metal, ...
... und das Ausleben von Urtrieben ginge - unter dem Motto "Louder than Hell" wollen die weit angereisten Gäste wieder einmal brutalstmögliche Wildheit mit größtmöglicher Friedlichkeit vereinen. Das "W:O:A" (Wacken Open Air) gilt bei allem Trubel als besonders versöhnliches Zusammentreffen von Hardcore-Feiernden. Die Polizei lobte die Teilnehmer auf dem Treffen zum Besprechen des Sicherheitskonzeptes vorab: "Sie verhielten sich immer friedlich und nahezu gesetzeskonform", so Sprecher Michael Baudzus. Das Spektakel findet auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 140 Hektar statt. Die Besucher reisen teilweise mit der Deutschen Bahn an, die einen Sonderzug zur Verfügung stellte, den so genannten "Metal-Zug".
Als (gekonnt diabolisches) Zeichen der Zugehörigkeit zu den Metalheads gilt die so genannte "Pommesgabel", die gehörnte Hand, mit der sich Musiker, Besucher und Anwohner gegenseitig ihrer Partystimmung versichern. Die 75.000 Tickets für dreitägige Festival sind schon seit Monaten ausverkauft.