Seit Beginn des Krieges denke ich immer öfter darüber nach, was meine Eltern mich gelehrt haben. Am 7. Oktober 2023 dachte ich als Erstes daran, dass ich als Kind meinen Vater mit der Naivität eines Sechsjährigen fragte, ob der Holocaust die schlimmste Zeit in seinem Leben gewesen sei. Keine sehr taktvolle Frage. Mein Vater, der alle Fragen, die ich ihm stellte, sehr ernst nahm, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: „So wie ich das sehe, gibt es keine schlechten und guten Zeiten. Es gibt nur schwierige und einfache Zeiten.“ Er wurde kurz still und sagte: „Ich muss sagen, dass ich mein ganzes Leben lang versucht habe, die schwierigen Zeiten zu vermeiden. Aber im Nachhinein betrachtet waren das die Zeiten, in denen ich am meisten über mich selbst gelernt habe.“ Seit dem 7. Oktober denke ich immer wieder daran, weil es der Situation angemessen zu sein scheint. Weil es einem etwas abverlangt, zum Handeln auffordert.
Vortrag von Etgar Keret:Als ich mal beschloss, Schriftsteller zu werden
Lesezeit: 6 Min.
„Du musst selbst nachdenken, statt ins Internet zu gehen“: Der israelische Autor Etgar Keret über seine Eltern, den Holocaust und die Frage, was das Gute an schwierigen Zeiten ist.
Joshua Cohen:„Wir erleben die Abschaffung der Realität“
Kann man heute noch Menschen raten, etwas verstehen zu wollen? Der amerikanische Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger Joshua Cohen über Elite-Universitäten, den Erfolg von Donald Trump und darüber, welche Rolle der Zorn dabei spielt.
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