Vorschlag-Hammer:Zwei Seiten eines Krieges

Die Geschichten ihres Lebens erzählen die beiden Schauspieler Pouya Raufyan und Manuel Nawrot in dem Stück "Out of Area" in der Kulturbühne Spagat im Domagk-Park. Der eine floh aus Afghanistan vor den Taliban, der andere wollte als Soldat unbedingt dort hin

Kolumne von Egbert Tholl

Der eine floh aus Afghanistan vor den Taliban nach Deutschland. Der andere verpflichtete sich bei der Bundeswehr und ging für Deutschland dort hin. Pouya Raufyan und Manuel Nawrot erzählen die Geschichten ihres Lebens. In der Kulturbühne Spagat am Bauhausplatz 3 im Domagk-Park. Der Abend heißt Out of Area, ist toll und am 19. und 20. Oktober nochmals zu sehen.

Pouya - alle nennen ihn Pouya, seinen Nachnamen habe ich erst nach Jahren erfahren -, Pouya also wurde vor ein paar Jahren wider Willen ziemlich bekannt, weil sein Fall die Aberwitzigkeit der deutschen Behörden im Umgang mit Flüchtlingen verdeutlichte. Er kann fünf oder sechs Sprachen, half in Deutschland beim Übersetzen, ist Musiker, Zahnarzt, hatte eine eigene Praxis in seiner Heimat und arbeitete im französischen Krankenhaus, worauf die Taliban ihn mit Mord bedrohten. Dieser Mann wollte in Deutschland nur das tun, was er kann. Arbeiten. Künstler sein. Durfte er aber nicht. Er musste zurück nach Kabul, doch die Wiedereinreise nach Deutschland klappte. Jetzt ist er längst wieder da, arbeitet ohne zu murren in einem Job, für den er 5000 Mal überqualifiziert ist, aber die Behörden verstehen nur Regelmäßigkeit, keine Schauspieler oder Sänger. Dabei rettete die Kunst sein Leben, ein Theaterengagement holte ihn nach München zurück. Vor zweieinhalb Jahren.

Manuel Nawrot musste sich von seiner Mutter die Erlaubnis holen, um mit der Bundeswehr nach Afghanistan gehen zu dürfen, so jung war er damals. Zurückgekehrt wurde er Schauspieler. Maximaldiskrepanz zum Kriegseinsatz.

Die beiden spielen sich selbst in Out of Area, es sind ihre eigenen Geschichten, Erlebnisse, von denen sie berichten. Ein paar Bilder unterstützen sie, mehr braucht es nicht. Regisseur Ulf Goerke hält den Abend, der viel zu kurz, weil viel zu interessant ist, in der Schwebe zwischen Form und ungeschützter Wahrheit. Danach ist man fassungslos wegen der Geschehnisse im mittleren Osten. Und begeistert von den beiden.

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