Vorschlag-Hammer:Zeit für neue Superhelden

Beim Blick auf die Kino-Jahres-Hitliste etwa kann einem schon mal die imaginäre Popcorn-Tüte aus den Händen rutschen. Keiner der zehn beliebtesten Filme 2017 in Deutschland fußt auf einem neuen Stoff

Kolumne von Bernhard Blöchl

Fortsetzung folgt. Das gilt für Silvester ebenso wie für das Kino. Während das eine gut und lebensnotwendig erscheint, darf das andere ruhig hinterfragt werden. Beim Blick auf die Jahres-Hitliste etwa kann einem schon mal die imaginäre Popcorn-Tüte aus den Händen rutschen, denn keiner der zehn beliebtesten Filme 2017 in Deutschland fußt auf einem neuen Stoff. Keiner! "Fack ju Göhte 3", "Ich - Einfach unverbesserlich 3", "Star Wars 8", um nur die Erstplatzierten der Fortsetzungskönige zu nennen. Dazu gibt es Remakes von "Die Schöne und das Biest" (Platz 5) , "Es" (7) und "Baywatch" (10). Kurzum: 0815 statt 1a-Ideen. Und mal ehrlich: Sind die meisten von uns tatsächlich am ehesten ins Kino zu locken, wenn sie genau wissen, was sie kriegen? Meine Lieblingsfilme des Jahres sind nicht in der Top Ten: Fikkefuchs, Wilde Maus, Maudie und Blind & hässlich haben mich gerade deshalb begeistert, weil sie unvorhersehbar, stachelig, fordernd und/oder bezaubernd sind.

Auch andere Termine in dem nur zäh aus dem Weihnachtsschlummer erwachenden Kulturleben kommen einem vor wie Déjà-vus oder Fortsetzungen: Haben die Pop-Größen Jamiroquai (9.1., Olympiahalle), Gisbert zu Knyphausen (11.1., Muffathalle) und Kettcar (19.1., Tonhalle) nicht bereits den Münchner Musikherbst aufgewertet? Jein. Jamiroquais Sänger Jay Kay hat im November sein Konzert nach nur einem Song abgebrochen, versucht es nun also erneut. Der Liederpoet Knyphausen fing erst gar nicht an zu singen, und die Indie-Rocker Kettcar spielten zwar ein famoses Konzert in der Muffathalle, kehren aber mit veränderter Setlist in größeren Rahmen zurück, um ihre aktuelle CD "Ich vs Wir" zu feiern.

Neues ohne Wenn und Aber gibt es ebenfalls in die Tastatur zu vorschlaghämmern: Im liebreizenden Café Blá in der Au starten am Donnerstag, 18. Januar, die Huldufólk Sessions, eine sehr intime akustische Konzertreihe, passend zur isländischen Prägung des Lokals. Zum Auftakt sind hier Dobré zu hören, die sympathischen Indie-Folker von nebenan (19.30 Uhr, Lilienstraße 34). Auch zum ersten Mal, auch mit Dobré, geht das Festival Folky Side Of Town über die Bühnen von Lustspielhaus und Vereinsheim: Hier trifft sich die Münchner Singer-Songwriter-Szene, darunter The Moonband, Balloon Pilot, Angela Aux und Lischkapelle (27. und 28. Januar). Superhelden gibt es auch im Kino, klar. Und bevor sie wieder die Charts verstopfen, die Marvel-Comic-Fortsetzungs-Giganten oder der Fifty-Shades-Baumarkt-Zampano, sei hier Daniel Wilds Regiedebüt Lux - Krieger des Lichts mit Franz Rogowski als maskierter Alltagsheld empfohlen. Der Stoff ist frisch, der Protagonist liebenswert und kernig. In der Hitliste 2018 wird der Film dennoch nicht auftauchen. Darauf wette ich ein Seil aus Christian Greys Baumarkt.

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