Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Wohin mit den Gästen?

Was die wunderbaren Konzertorte Münchens betrifft, denkt man als Einheimischer oft, man sollte dort mal wieder hingehen. Aber erst wenn Freunde zu Besuch kommen, gibt man sich einen Ruck

Kolumne von Karl Forster

Mal Hand aufs Herz: Wann waren Sie zum letzten Mal in einem der vielen wunderbaren Konzertorte Münchens wie dem Brunnenhof der Residenz, in Schloss Schleißheim oder dem von Fürstenfeldbruck? Es ist doch schon ein bisschen so, dass man als Einheimischer gerne sagt: Ja, da sollte ich mal wieder hingehen, weil's so schön ist. Aber das geht auch noch nächste Woche. Es ist ein bisschen wie mit den Hotels: Weil man in München wohnt, braucht man keines, hat also auch keine Ahnung, welches man dem Besucher empfehlen könnte auf seine Anfrage, ob er denn im August willkommen sei. Ist er, aber bitte mit separater Übernachtung. Sonst wird es zu eng.

Wie bespaßt man also den Gast aus der Ferne? Der Brunnenhof ist perfekt zur Einstimmung. Zum Beispiel am Mittwoch, 14. August. Da mimt dort der Schauspieler Jan Josef Liefers den Sänger Jan Josef Liefers und präsentiert sein neues Album "2 Seiten", welches er mit der formidablen Band Radio Dora eingespielt hat. Das ist zwar ein reiner PR-Termin für den neuen Film, "So viel Zeit", in dem Liefers eben einen Sänger spielt. Aber vielleicht braucht er auch etwas Geld für die teuren Autos, die er als Professor Karl-Friedrich Boerne im Tatort aus Münster bewegen darf. Oder jetzt an diesem Samstagabend: Da gibt es dort (bei jeder Witterung) einen österreichischen Abend, bei dem die großen Werke des Austropop gecovert werden von dem bereits mit Meriten ausgezeichneten Austria Project. Und wer den aktuellen Zustand manch eines Originalmusikers betrachtet, wird nicht undankbar sein, dass nun die Apologeten zum Zuge kommen. Österreich ist überhaupt recht beliebt bei den München-Gästen, weil die oft der Meinung sind, da gäbe es keinen großen Unterschied. Nun denn, auf nach Schloss Schleißheim am Sonntag, wo die Philharmonia Schrammeln Wien aufspielt. Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich ein Kammermusikensemble der Wiener Philharmoniker, welchselbige immer noch als eines der besten Orchester der Welt bekannt sind. Wenn die Damen und Herren dann den "Grinzinger Marsch" intonieren, bleibt kein Knie ruhig.

Wem Schleißheim zu weit ist und wer seinen Gästen einen Grund geben möchte, Schloss Nymphenburg zu besuchen, möge dazu (10., 11., 16. August) den Abend mit Molières Don Juan zum Anlass nehmen, dargeboten von den durchaus ernst zu nehmenden Freilufttheaterspezialisten des Ensembles Persona, die mit den Geschichten des berühmten Herzensbrechers an den Erfolg mit ihrer Romeo-Julia-Adaption anschließen. Unabhängig vom leicht frauenfeindlichen Inhalt des Dramas erfreut die großartige Kulisse des Innenhofs Herz und Hirn.

Sollten die Gäste irgendwas Pubertierendes im Schlepptau haben, ist dessen Separierung vom Erwachsenenprogramm denkbar einfach. Ab mit U-Bahn oder Bus ins Olympiagelände, dort zum See mit der herrlichen Theatron-Bühne, wo noch bis 18. August der schon mal als längstes Rockfestival der Welt gepriesene Rocksommer stattfindet. Es ist eigentlich egal, wer gerade spielt, schöner kann man Rockmusik nicht genießen!

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Quelle:
SZ vom 10.08.2019
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