Vorschlag-Hammer:Viagra fürs Herz

Ich hänge an schönen Dingen, an einer Glückwunschkarte mit mir als Cartoon zum Beispiel. Eine, die sich mit Erinnerungsstücken auskennt, ist Künstlerin und Kuratorin Luise Loué

Kolumne von Bernhard Blöchl

Die nüchterne Wahrheit ist: Liebesbriefe erreichen die Redaktion eher selten. Leserbriefe schon, aber das ist etwas anderes. Ein paar davon hab' ich mir aufgehoben. Die beginnen schon mal mit "Hallo Herr Blödl" oder enden mit der dadaistisch anmutenden Zeile "Blö-Blö-Blöd für Blödmann". An schönen Dingen hänge ich noch mehr, an einer Glückwunschkarte mit mir als Cartoon zum Beispiel und einer Meister-Röhrich-Figur, die mir ein Praktikant aus Hamburg zum Abschied geschenkt hat. Eine, die sich mit Erinnerungsstücken auskennt, ist Luise Loué. Die Künstlerin und Kuratorin hat vor zwei Jahren auf sich aufmerksam gemacht, als sie in der Milchstraße in Haidhausen das hübsche kleine Museum der Liebesobjekte eröffnete. Briefe und Basteleien waren darin ausgestellt, die vom Zauber und Wahnsinn von Freundschaft und Liebe berichten. Das Museum gibt es in der Form nicht mehr, hin und wieder zeigt Loué ihre Sammlung an neuen Orten. Und es zieht sie auf die Bühne: Gemeinsam mit dem Münchner Chansonnier Stefan Noelle hat Amors Chronistin ein Live-Programm konzipiert, das da heißt: Tour d'amour oder Schuld war der Fenchel! Die Lieder und Geschichten, etwa über das erotische Potenzial besagten Gemüses, sind an diesem Freitag im Hofspielhaus zu erleben (20 Uhr, Falkenturmstraße 8).

Und es ist ja so: Der nahende Frühling scheint schon jetzt zu begreifen, was von ihm erwartet wird. Überall hat es zu sprießen, zuweilen auch die Triebe respektive die Liebe. Seit kurzem im Vorverkauf sind Karten für Katrin Bauerfeinds Auftritt am 29. September im Carl-Orff-Saal, Motto: "Liebe - die Tour zum Gefühl". Dafür hat sich die Moderatorin ("Ehrensenf") und Autorin ("Alles kann, Liebe muss - Geschichten aus der Herzregion") recht viel vorgenommen; in der Ankündigung heißt es etwa: "Dieser Abend ist Viagra fürs Herz und ein Gegengift zur dunklen Lage da draußen." So ein Gegengift kann auch das Konzert von Franz Ferdinand am Montag, 12. März, in der Tonhalle sein. Die Pop gewordenen Art-Rocker aus Glasgow sind ja so etwas wie getanzte Liebe, ein Song vom neuen Album heißt passenderweise: "Glimpse Of Love".

Große Liebesgeschichten gibt es selbstverständlich auch im Kino, wenngleich speziellerer Natur. Märchenhaft-skurril ist der vierfache Oscar-Gewinner Shape Of Water (monströse Liebe); worum es in der Sadomaso-Schnulze Fifty Shades of Grey - Befreite Lust (fesselnde Liebe) geht, dürfte klar sein; etwas anders geartet ist auch der Flirt des lebensmüden Josef Hader mit der hinreißenden und ebenfalls verzweifelten Hannah Hoekstra in Arthur & Claire (tödliche Liebe). Die Zweischneidigkeit der Liebe betont das Kurzfilmfest Bunter Hund in seiner Sparte "Liebe und andere Grausamkeiten": In den Miniaturen geht es um pubertierende Jungs im Hallenbad und ein nacktes Paar auf Safari durch den Wildpark (bis Sonntag im Werkstattkino).

Abschließend sei noch auf einen Kleinkunstabend hingewiesen, der sich sozusagen mit der seidigen Sonnenaufgangsstimmung des Themas auseinandersetzt: Presst die letzten Tropfen aus dem Herzen - der Kitsch in seiner schauerschönen Vielgestalt heißt das Programm, das unter anderen die Sängerin Julia von Miller und der Autor Michael Skasa bestreiten, pardon, in Harmonie gestalten (9. März, 20.30 Uhr, Fraunhofer).

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