Vorschlag-Hammer:Tubist or not Tubist

Fünfzehn Jahre hat die Welt auf "Zoolander 2" gewartet. Na, hätte man sie mal lieber weiter warten lassen

Von Michael Zirnstein

Fünfzehn Jahre hat die Welt auf Zoolander 2 gewartet. Na, hätte man sie mal lieber weiter warten lassen. An den famos geschneiderten ersten Teil der Dressmen-Satire reicht der neue Film mit dem Blödel-Doppel Ben Stiller und Owen Wilson in seiner Überklöppeltheit nicht heran. Selbst wenn darin Justin Bieber (16. September, Olympiahalle) stirbt und der Mörder für seine Rechtfertigung ein paar Lacher erntet: "Warum? Ach kommen Sie, es war Justin Bieber!" Schlechter Witz? Genau! Plumpheit mit dem Maschinengewehr verschossen! (Sagt man dann "Plump-Gun"?) Wer ein realistisches Bild der Mannequin-Welt bekommen möchte, schaue sich lieber "Germany's Next Topmodel" an. Oh weh, was erzähle ich da?

Immerhin klärt in "Zoolander 2" der Sänger und Bassist Sting über die Kluft zwischen Musikern und Models auf: "Etwas unterscheidet uns. Wir haben die Gene für Intelligenz und Talent." Popstars von heute sind oft Multitalente (wenn auch nicht immer Multiintelligente). In Frankreich zum Beispiel ist die 19-jährige Anne Peichert alias Louane ein Star. Zunächst kam sie in der Gesangs-Castingshow "The Voice - la plus belle voix" ins Halbfinale, danach bekam sie für ihre Rolle in "Verstehen Sie die Béliers?" einen Cesar. Daraufhin klappte es mit dem Pop noch besser, ihr Neo-Chanson-Album "Chambre 12" kam in Frankreich auf Platz 1. (16. Februar, Freiheiz).

Man muss nicht ins Ausland schielen, wie etwa nach Amerika/Barbados zur Model-Designerin-Schauspielerin-Sängerin Rihanna (7. August, Olympiastadion), es gibt auch bei uns Vertreter der Bindestrich-Showberufe: Etwa den Sänger-Bandleader-Songwriter-Entertainer-Schlagerforscher Max Raabe, der zehn Tage lang im Deutschen Theater näselt (18.-28. Februar). Oder Lena Meyer-Landruth, Ex-Grand-Prix-de-la-Eurovisions-Siegerin, Make-up-Model und Castingshow-Jurorin (21. Februar, Theaterfabrik). Am liebsten ist mir derzeit aber der Tuba-Professor, Kabarettist, Klassik-Echo-Gewinner und La-Brass-Banda-Gründer und -Aussteiger Andreas Hofmeir. Der hat sein Leben im Buch "Kein Aufwand" zusammengeschrieben und liest daraus in einer fünfstündigen Sitzung im alten U-Bahnwagen Bahnwärter Thiel (13. Februar, 17 Uhr; Tumblinger Straße 29): "Tubist wird man, weil man für ein anspruchsvolles Instrument keinen Ehrgeiz hat. Wir Tubisten sind quasi die Mitläufer der Musikszene. Wobei wir ja lieber sitzen, denn jede unnötige Bewegung ist Aufwand." Angenehm bodenständig!

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