Vorschlag-Hammer:SZ-Band mit Kartoffelsalat

Im Vorschlag-Hammer, so die Intension, solle der persönliche Charakter der hier niedergeschriebenen Zeilen für eine zusätzliche Leser-Blatt-Bindung sorgen. Das ist schön, birgt aber eine Gefahr in sich: die der Selbstreferenz; was bedeutet, dass der Autor Gefahr läuft, sich und seine Vorlieben allzu wichtig zu nehmen

Kolumne von Karl Forster

Diese Kolumne hat innerhalb des SZ-Kosmos ein Alleinstellungsmerkmal: Das Wörtchen "ich" ist hier nicht nur erlaubt, sondern nachgerade gefordert. Es solle, so die Intension der Kolumnenerfinder, auf diese Weise der persönliche Charakter der hier niedergeschriebenen Zeilen für eine zusätzliche Leser-Blatt-Bindung sorgen. Das ist schön, birgt aber eine Gefahr in sich: die der Selbstreferenz; was auf Deutsch bedeutet, dass der Autor Gefahr läuft, sich und seine Vorlieben allzu wichtig zu nehmen.

Das wäre zum Beispiel dann der Fall, würde ich, anlässlich eines Münchner Kartoffelsalatfestivals, meine ganz persönliche Rezeptur dieses urbairischen Additivs zu Leberkäs, Schnitzel oder paniertem Kabeljaufilet niederschreiben. Aber erstens gibt es solch ein Festival (noch) nicht, und zweitens wäre ich dann dieses für mich nicht unwichtige Alleinstellungsmerkmal los, weil nun jeder wüsste, wie mein Kartoffelsalat funktioniert.

Dabei wäre der heutige Termin dieses Vorschlag-Hammers insofern für Selbstreferentielles günstig, als ich, zusammen mit den einschlägig bekannten Kolleginnen und Kollegen, am kommenden Sonntag, 8. Juli, um 19.30 im Andechser Zelt des Tollwood-Festivals unter dem ebenso einschlägig bekannten Rubrum Deadline - die Redaktionsband der Süddeutschen Zeitung auftrete. Da böte es sich ja an, ein bisschen was über diese Combo zu erzählen, als indirekte Werbung für diesen kostenfreien Kunstgenuss, an dem kein Fußballspiel als Konkurrenz stattfindet. Ich könnte, nähme ich die Chance wahr, von den neuen Songs berichten, die sich die (Rumpf-)Band draufgeschafft hat (Rumpf deswegen, weil Arme und Beine der Band an den Probemittwochen oft verhindert sind), also von "Hold On Tight" von ELO bis "Bade Case Of Loving You", das schon Robert Palmer von Moon Martin gecovert hat. Auch würde ich dann nicht verschweigen, dass ich mir den richtigen Einsatz des Riffs in "No Roots" von Alice Merton einfach nicht merken kann, weswegen dieses der Sologitarre vorbehalten bleibt. Einen kleinen Abstecher ins Bandinnenleben verkniffe ich mir dann wohl auch nicht mit der Frage, warum mein Keyboard-Kollege in ein schwarzes Loch gefallen ist, was man dann seitens des Lesers gar nicht verstehen müsste, also ein Geheimnis bliebe. Jedenfalls priese ich, schriebe ich es denn nieder, dessen Unersetzlichkeit zum Beispiel bei Stevie Wonders "I Wish", weil er hier mit den Tasten die Bläser ersetzen muss, die ja am Probenmittwoch ... Aber das hätte ich ja dann schon mal erwähnt gehabt.

Jetzt aber zu den wichtigen Dingen der nächsten Tage. Als da wäre, neben Filmfest und Opernfestspielen, am Sonntag um 17 Uhr der Auftritt des Via-Nova-Chores im Mixed Munich Arts, ein Klanggenuss für Freunde des Zeitgenössischen. Oder das Straßenfest in der Agnesstraße am Samstag mit unter anderen Embryo und der Express Brass Band. Und vor dem Halbfinale lässt es am Mittwoch, 17 Uhr, Boxhead im Andechser Zelt krachen, die Band des feinsinnigen Kritikerkollegen Andreas Pernpeintner, der hier zur Reinkarnation von Jon Lord wird.

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