Vorschlag-Hammer:Sprüher-Geschichten

Ein Graffiti am Schaufenster: Für die einen ist es Streetart, für die anderen Sachbeschädigung und der Ladenbesitzer sieht das sicher auch so. Wobei: Wer hat denn angefangen? Seit Jahren nutzt er das einst nette Geschäft als Rumpelkammer. Auch kein schöner Anblick

Von Michael Zirnstein

Eines Morgens war er da: ein blubberiger Schriftzug, in einer Nacht- und (Sprüh-)Nebelaktion auf dem blinden Schaufenster eines ehemaligen Elektrikerladens verewigt. Ich begutachtete die neue Aussicht von meiner Münchner Mietschachtel aus. Für die einen ist so etwas Streetart, also Kunst für alle. Für die Polizei ist das Sachbeschädigung (2200 Fälle im Jahr 2015), und der Ladenbesitzer sieht das sicher auch so. Wobei: Wer hat denn angefangen? Seit Jahren nutzt er das einst nette Geschäft als Rumpelkammer. Auch kein schöner Anblick. Und war es nicht stets die Aufgabe der Graffiti-Rebellen, Miss- und Leerstände in der Stadtgesellschaft zu markieren? Auf jeden Fall fühle ich mich gerade sehr urban in meiner Seitenstraße, fast ein bisschen berlinerisch.

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