Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Schwammerl drüber

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Eine der drolligsten Aktionen im beginnenden Kunstherbst war vor wenigen Tagen im Blumenbunker zu erleben, wo gerade eine architektonische Umwandlung stattfindet und Schwammerl sprießen. Die Riesenchampignons, echt bio, durfte man am Wochenende ernten

Kolumne Von Evelyn Vogel

Wer es am vergangenen Wochenende schaffen wollte, alles wahrzunehmen, was die Kunstevents "Open Art" und "Various Others" zum Saisonstart anzubieten hatten, musste sich mindestens vierteilen. Und wenn ich das schreibe, dann weiß ich, wovon ich rede. Denn ich habe in den vergangenen Tagen so viele Ausstellungen, Künstlergespräche, Podiumsdiskussionen und Performances besucht, dass ich mich am liebsten geklont hätte. Eine der drolligsten Aktionen war im Blumenbunker zu erleben, wo gerade eine architektonische Umwandlung stattfindet und Schwammerl sprießen. Die Riesenchampignons, echt bio, durfte man am Wochenende ernten. Die etwas ernsthaftere dazugehörige Ausstellung in der Architekturgalerie ist von 27. September an zu sehen.

Darüber hinaus gibt es in den Galerien von renommierten, internationalen bis hin zu jungen, lokalen Künstlern weiterhin viel zu sehen. Ob man sich mehr für gegenständliche und figurative Kunst oder abstrakte und konkrete interessiert, bei einem Streifzug kann man viel entdecken. Und die Galerien fordern mehr denn je Kunstinteressierte auf, Schwellenängste abzubauen und einfach mal reinzukommen. Schauen kostet hier nichts. Und keiner wird schräg angemacht, wenn er nichts kauft. Wer die organisierten Rundgänge verpasst hat, findet bei der App "My Artwalk" Informationen und Hilfe zur Selbsthilfe bei der Zusammenstellung gut geplanter Rundgänge.

Auch einige Institutionen, die Programmteilnehmer von "Various Others" sind, haben neue Ausstellungen eröffnet. Die meisten konnte ich schon sehen. "Über die Kunst zum Bild" will Markus Lüpertz die Besucher im Haus der Kunst führen. Ich mag die Ausstellung nur in Teilen, vor allem aber stört mich der zirkusartige Zugang an der Seite - ziemlich affig, wie ich finde. Weiter nördlich, in Oberföhring, präsentiert die Sammlung Goetz mit Tutto Perspektiven italienischer Kunst. Eine tolle Ausstellung! Und am Königsplatz hat das Lenbachhaus der amerikanischen Künstlerin Senga Nengudi eine Show gewidmet, in der diese die Belastungsfähigkeit von Nylon-Strumpfhosen skulptural unter Beweis stellt. Auch der Kunstverein bietet einer amerikanischen Künstlerin eine Plattform: an diesem Freitagabend eröffnet die Ausstellung "Wall Sits" von Diamond Stingily. Eine etwas andere Art, mit "Make America great again" umzugehen.

Kommende Woche freue ich mich auf die Ausstellungseröffnung mit afrikanischer Keramik, die Franz Herzog von Bayern gesammelt und in Teilen dem Designmuseum "Die Neue Sammlung" in der Pinakothek der Moderne geschenkt hat (Vernissage 26. September). Zeitgleich zeigt die Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne Zeichnungen und Radierungen von Rembrandt anlässlich seines 350. Todestages. Parallel zu Rembrandt wird die Klanginstallation Geduld von Peter Piller präsentiert. Doch bei der Ausstellung ist Eile geboten, denn sie ist nur bis 13. Oktober zu sehen. Für die meisten anderen bleiben noch viele Wochen, für die in den Museen sogar oft Monate. Das schafft man auch ohne Klon.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2019
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