Vorschlag-Hammer:Reisen durch Raum und Kunst

Bei der Vorbesichtigung von Auktionshäusern, die demnächst Kunst unter den Hammer bringen, dachte ich nach über das Verhältnis von Inhalt und Verpackung

Kolumne von Evelyn Vogel

Eigentlich geht es mir ja immer mehr um den Inhalt als um die Verpackung, also mehr um die Kunst und weniger um das Drumherum. Doch auch der Präsentation in bestimmten Räumen kann ja große Bedeutung in der Wirkung von Kunst zukommen. Anlass für diese Überlegung bot nicht nur der Besuch der Königsklasse in Herrenchiemsee vor einigen Wochen, sondern jüngst auch drei Vorbesichtigungen von Auktionshäusern, die in den kommenden Wochen Werke vom 19. Jahrhundert bis heute unter den Hammer bringen.

Zwei davon - Artcurial und Dorotheum - unterhalten ihre München-Dependancen in kleinen, schnuckeligen Räumen am Hofgarten. Für große Werke sind die Gegebenheiten oft nicht perfekt. Doch zeigte Artcurial unter dem Titel Metamorphosen diese hinreißenden Gouachen im Postkartenformat von Salvador Dalí - herrlich der Weihnachtsbaum aus Schmetterlingsflügeln am Rosenstil -, was in dieser Intimität natürlich wunderbar funktionierte. Zwei Tage später musste das Dorotheum nebenan angesichts der Raumhöhen schon genau überlegen, welche Formate wo hängen sollten, um den Kunden die zeitgenössischen Werke und die der Klassischen Moderne schmackhaft zu machen. Ein ganz anderer Eindruck dann am Sonntag in Riem, wo Ketterer unweit der Messe eine beeindruckende Raum-in-Raum-Architektur bespielt, die den zeitgenössischen Riesenformaten ebenso Platz gewährt wie sie kabinettartige Räume für Kleinformatiges aus dem 19. Jahrhundert bereit hält. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich in dem dortigen Stadtraum nicht ganz so wohlfühlte wie am Hofgarten.

Um Wirkung wird es erst einmal gehen bei der Fashion & Interior Show Walk On The Wild Side von Talbot Runhof in den Neuen Werkstätten, zu der ich eingeladen bin. In Zusammenarbeit mit den Neuen Werkstätten haben die Modedesigner aber Kissen entworfen, deren limitierte Edition - hier kommt der nachhaltige Aspekt - zugunsten des Ateliers La Silhouette verkauft wird, einer Förder- und Ausbildungsstätte für junge Frauen. Um nachhaltiges Design geht es aktuell in der Pinakothek der Moderne, wo die Neuen Sammlung Möbelklassiker von Thonet zeigt. Die theatrale Inszenierung der Stühle finde ich nicht nur beeindruckend, sondern auch recht witzig. Sehr viel klassischer, insbesondere nach dem grandiosen Eingriff in den Raum von Thomas Hirschhorn, geht es neuerdings wieder in der Villa Stuck zu. Gezeigt werden Werke von Koloman Moser, dem Universalkünstler der Wiener Secession, der sich mit Malerei, Grafik, Kunstgewerbe und Innenraumgestaltung, mit Mode und Bühnenbild beschäftigte, sowie einiger Zeitgenossen.

Nicht nur einen Raum, sondern gleich das ganze Museum hat das Brandhorst anlässlich seines zehnjährigen Bestehens umgemodelt. Unter dem Titel Forever Young präsentiert es neben ausgesuchten Werken aus dem Sammlungsbestand zahlreiche Neuerwerbungen der vergangenen zehn Jahre. Gefeiert wird das Jubiläum bei freiem Eintritt an diesem Samstag und Sonntag mit Konzerten, Lesungen, Gesprächen, Performances und Partys. Und vom Raumkörper will ich noch kurz auf den Körper als Aktionsraum kommen: Body Check heißt die absolut sehenswerte Ausstellung mit Werken von Maria Lassnig und Martin Kippenberger im Kunstbau des Lenbachhauses, die gerade eröffnet wurde.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: