Vorschlag-Hammer:Puch statt Huch

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Gerade war ich auf dem "Secret Solstice Festival". So eine örtliche Beteiligung von Bands wünsche ich mir von hiesigen Großveranstaltungen

Von Michael Zirnstein

Raten Sie mal, wo ich herkomme! Gut, ein Tipp: "Huuch! Huuch! Huuch!" Richtig, Island, Land des "Viking Clap". Ich möchte hier die "frequently asked questions" nach meiner Rückkehr beantworten: "Hast du dort was vom Fußball-Hype mitbekommen?" Ließ sich nicht vermeiden. "Hast du den verrückten Moderator getroffen?" Nein, der war in Frankreich. "Da warst du ja zur richtigen Zeit am richtigen Ort, oder?" Kann man wohl sagen, schon weil ich just zum "Secret Solstice Festival" anreiste. Das Musikspektakel in Reykjavik rund um den längsten Tag des Jahres (23 Stunden Sonnenschein) ist nun nicht gerade geheim, sondern derart populär, dass es sich die Veranstalter erlaubten, die Hauptattraktion erst kurz vor Beginn zu verkünden: Radiohead gaben ihr allererstes Konzert auf Island, was ein wenig verwundert, da die englischen Meister der ekstatischen Schwermut die wohl isländischste Musik seit Björk und Sigur Ros machen. Je melancholischer sich Thom Yorke quälte, umso euphorischer wurde das Publikum.

Womit mich das Secret Solstice noch mehr beeindruckte, war das Großaufgebot lokaler Bands wie Reykjavíkurdætur oder Bróðir Big auf sieben Bühnen. Selbst Tage danach in den Bergen wurde ich von anderen Wanderern auf mein Festival-Bändchen angesprochen: Ach, man selbst, der Sohn oder ein anderes Familienmitglied (gut, auf Island sind alle Dottirs und Sons irgendwie verwandt) sei dort auch aufgetreten. So eine örtliche Beteiligung wünsche ich mir von hiesigen Festivals. Immerhin bietet das idyllisch-eigenwillige, also isländischste Rock-Festival hierzulande, das Puch Open Air auf einer Schweinewiese im Dachauer Land, außer Szenestars wie Schnipo Schranke und Stereo Total auch Heroes von hier: Die Münchner Main Concept feiern zudem ihr 25-jähriges Hippen und Hoppen (16. Juli). Lokalhelden zuhauf bietet auch Tollwood, gerade beim Stadt-Land-Rock-Festival (21.-23. Juli). Wobei ich doch einen Auswärts-Tipp habe: Gerüchten zufolge will Jamie Cullum, der Jamie Oliver des Jazz, nach seinem Auftritt in der großen Arena (18. Juli) im kleinen Kreis in der unfassbar gemütlichen Fassbar weiterfeiern. Falls auch Sie mal zur rechten Zeit am rechten Ort sein wollen.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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