Vorschlag-Hammer:Pfluftl, Zither und ein Liebesfilm

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Der große Kleinkünstler Fredl Fesl war einer der Initiatoren einer aufmüpfigen Volksmusikszene, die sich heute in ihrer ganzen Vielfalt präsentiert

Kolumne von Karl Forster

Neulich, irgendwann zwischen den Jahren, war Fredl Fesl wieder im Fernsehen. Es war eine Reise in die Vergangenheit. Sein kleinkünstlerischer Nachfahre Willy Astor widmete hier dem großen Kleinkünstler Fesl eine liebevoll gestaltete Hommage voll ehrlicher Bewunderung und mit dem Fesl- typischen Füllhorn musikalischer Preziosen, die den Zuschauer zurückbeamten in die Zeit, als man noch die Wahl hatte, ob man ins Song Parnass ging, ins MUH oder ins Robinson. Man sah das "Pfluftl" wieder über den Chinesischen Turm fliegen, fuhr mit dem Taxi von besagtem MUH in die Ottobrunner Straß' und verzweifelte am kaputten Auto mit dem "Anlassjodler". War das damals der Anfang der Emanzipation junger hiesiger Musiker von jener bairischen Kulturtradition mit Gebirgstrachtenerhaltungsvereinsmeiereien, Bandltanz und Hoizhackerbuam, aus der eine heute fast nicht mehr überschaubare Szene zeitgenössischer Volxmusik erwachsen ist, wie sie bei den Volksmusiktagen im Fraunhofer derzeit besungen wird? Ein eindeutiges "Ja"!

Betrachtet man das diesjährige Programm des terminstrategisch so günstig gelegenen Festivals (es ist ja sonst nach den Feiertagen nicht arg viel los in der Stadt), darf man feststellen, dass der Volxmusik gelungen ist, was zu Fredl Fesls aktiven Zeiten kaum jemand geglaubt hat: dass diese Musik dank ihrer harmonischen und textlichen Aufmüpfigkeit (oder gerade wegen ihr) sich über die Jahrzehnte einen Zugang zu fast allen anderen Genres geschaffen hat. Dass sich noch bis 1. März im Fraunhofer vorne und hinten Musiker versammeln, die aus allen Genres stammen und die vor allem eines eint: die Freude am Musikantentum, am Musizieren, am Spiel. Das zeigt schon die leicht irre Mischung, die an diesem Samstag der Zithervirtuose Manuel Kuthan mit seinem Glitzerbeisl präsentiert, mit groovendem Rockschlagzeug und fetzigem Trompetensound zum vielsaitigen alpenländischen Traditionsinstrument. Ganz anders, aber nicht weniger virtuos und herzerwärmend dann das Programm am Dienstag mit dem Geiger Matthias Well (jaja, aus der allseits bekannten Familie!) und der Moskauer Pianistin Lilian Akopova mit Musik von Ravel bis Wieniawski (letzterer ist ein leider hierzulande oft unterschätzter polnischer Komponist aus dem 19. Jahrhundert).

Ein anderer, immer donnerstags der Musik geweihter Ort überrascht zu Jahresanfang mit einer Neuerung: In der Bar Gabányi startet an diesem Donnerstag, 16. Januar, die Reihe Kino in der Bar mit Klaus Lemkes vielleicht zartestem Film "Liebe so schön wie Liebe", ein wunderbares Memorial auf das München der Siebzigerjahre, an damals also, als das mit Fredl Fesl alles anfing. Und dem wünschen wir ein möglichst krankheitsfreies, gelassenes Neues Jahr.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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