Vorschlag-Hammer:Nur keine Angst

Künstler wie der Geiger Michael Rabin litten einst unter den rigiden Einschränkungen des Konzertbetriebs. Die Zeiten haben sich geändert

Kolumne Von Harald Eggebrecht

Der amerikanische Geiger Michael Rabin, sicher eine der größten musikalischen Begabungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, litt unter den strengen Ritualen des Konzertbetriebs seiner Zeit, die auch heute viele potenzielle Zuhörer verschrecken können. Rabin, der schon mit 35 Jahren 1972 unter unglücklichen Umständen starb, war keine "Pferdenatur", um eine Existenz lebenswert zu finden, die ihn dazu zu verdammen schien, immerzu Paganinis erstes Violinkonzert rund um die Welt zu spielen, ein bisschen Mendelssohn hier, Tschaikowski da und eine Handvoll Zugabestücke dazu. Man ließ diesem Violingenie keine Zeit, sich selbst zu finden und sich zu stabilisieren. In einem späten Interview wagte Rabin eine leise Klage: "Ich fühle, da sind unnötige Barrieren zwischen Künstler und Publikum. Auf der einen Seite die Kleidung des Artisten, die Frackschöße ... Das schafft, denke ich, Zwang und Künstlichkeit. Diese zu vertreiben, spreche ich vor dem Spielen gern ein paar Worte. Es hilft, diese Barrieren abzubauen. Eine andere Sache ist das tyrannische System der Programme. Warum soll man an dieser Tradition kleben? Warum sollen nicht Anordnungen vorstellbar sein, die dem Künstler gefallen?"

Manches würde ihm heute wohl viel besser gefallen: Inzwischen gibt es regelrechte Gesprächskonzerte, sogar einen Wettbewerb "Ton und Erklärung", in dem junge Musiker auch über ihr jeweiliges Programm sprechen müssen. Dazu erscheint kaum mehr ein Solist, der nicht im ureigenen Outfit auf die Bühne kommt, vom hochgeknöpften Mao-Look bis zum Kittel mit rotem Saum. Bei den Programmen gibt's auch Fortschritte, die Künstler setzen sich häufiger durch mit ihren Wünschen.

Außergewöhnlich aber wird es, wenn eine weltberühmte Sängerin wie die kanadische Sopranistin Barbara Hannigan sowohl singt als auch dirigiert, am Freitag, 8. März, die Münchner Philharmoniker und zwar bei keinen Kleinigkeiten: Luigi Nonos Sopran-Solo, Alban Bergs Violinkonzert mit Christian Tetzlaff und noch Arnold Schönberg und Mozarts Requiem. Am Samstag, 9. März, tritt dann im Prinzregententheater die schwungvolle Janine Jansen mit dem Pianisten Alexander Gavrylyuk auf, sie bieten Musik von Robert und Clara Schumann und Sonaten von Johannes Brahms und César Franck.

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