Vorschlag-Hammer:Namen wie Schall und Rauch

Wie Firmen könnten auch manchen Musiker dringend eine Optimierung und Professionalisierung in Sachen Corporate Identity vertragen

Kolumne von Oliver Hochkeppel

Ich solle es "zuerst erfahren", schrieb mir gestern eine Bank, mit der ich eher zufällig (sie hat einst einen Kredit von mir aufgekauft) Geschäftsbeziehungen unterhalte: Von November an habe man ein neues Logo, aus ING-Diba werde einfach ING. Ich brauche aber nichts zu tun. Beruhigend. Ich habe dann allerdings doch etwas getan, und zwar ein bisschen nachgedacht. Zuerst darüber, wie viel die Werbeagentur, die bei diesem "Claim" erfolgreich war, wohl für ihre bahnbrechende Idee bekommen hat. Dann, dass auch Musiker dringend eine Optimierung und Professionalisierung in Sachen Corporate Identity und Namensgebung vertragen könnten.

Im Jazz etwa war es die längste Zeit üblich, dass sich die Bands schlicht nach ihrem Boss benannten, als beispielsweise Karl Kohl Quartett. Das ändert sich zwar langsam, aber wirklich griffige, witzige Namen sind immer noch selten. Und im Pop/Rock hängt es stark vom Esprit der Musiker ab, wie spritzig ihr Bandname ist. Für mich war zum Beispiel Biffy Clyro - abgesehen davon, dass er nach Küchenreiniger klingt - immer ein Zungenbrecher, den ich mir nie merken konnte. Ein Wunder, dass die Schotten so eine Karriere gemacht haben (unplugged am 27.9. in der Philharmonie). Was man betrüblicherweise von der Band nicht behaupten kann, deren Name mein Favorit ist. Schon weil ihm exakt zu entnehmen ist, wie es klingt, selbst wenn man die Gruppe nie gehört hat: AD/AC Motörwelt.

Checken wir die Konzertliste der kommenden Tage also mal nach titeltechnischen Gesichtspunkten. Da wäre gleich mal Mola (12.7., Ampere). Klingt stark nach Afrokaribischem oder Ethno, ist aber eine Münchner Band, die fett arrangierten "Bastard-Pop" mit cleveren Zeitgeisttexten spielt. Wie ganz kurze Namen funktionieren, hat ein britischer Lehrer vorgemacht: Im Spiel um Aufmerksamkeit hat er erst mit seiner auf musikalisches Understatement getrimmten Streberband Police, dann mit dem eigenen Künstlernamen Sting (13.7., Festspielhaus Füssen) gestochen. Apropos Lehrer, mit ein bisschen Vorbildung weiß man sofort, was einen bei der Folsom Prison Band (12.7., Stadthalle Germering) erwartet: Angesichts seines legendären Auftritts im gleichnamigen Knast kann es sich nur um eine Hommage an Johnny Cash handeln. Aus der Schule kommt der Name, der in diesem Monat bei mir die Nase vorn hat: King Luis nennt sich die Bigband des Luisengymnasiums - und ist auch noch tatsächlich so gut, dass sie zusammen mit der des Pestalozzigymnasiums in der Unterfahrt spielt (22. und 23.7.).

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