Vorschlag-Hammer:Lust und Frust mit Premieren

Es ist so eine Sache mit der Etikettierung von Ur- und Erstaufführungen. Jüngstes Beispiel ist Josef Haders neuer Film "Arthur & Claire"

Kolumne von Bernhard Blöchl

Dieser Text enthält 20 Mal das Wort Premiere - eine Premiere in der gar nicht mehr so jungen Geschichte des Vorschlag-Hammers. Die meisten Premieren dürfte es derzeit in Berlin geben: Die Berlinale, die noch bis Sonntag all jene Kinofreunde neidisch macht, die nicht dort sind, wirbt ja gerne damit, jedes Jahr etwa 400 Filme zu zeigen, überwiegend Welt- oder Europapremieren. Aus Sicht des süddeutschen Cineasten steht immerhin eine Premiere in München an, eine, die als Urquelle dieses Kolumnenstoffs dient. Und das kam so: Am Montag, 26. Februar, stellt der sehr verehrte Josef Hader mit dem Regisseur Miguel Alexandre die hübsche Tragikomödie Arthur & Claire im City-Kino vor. Mit Rotem Teppich, Fotografengewusel, und sogar Nicht-Promis haben die Chance, dabei zu sein (für eine zweite Vorführung um 20.30 Uhr gibt es noch Karten). So weit so gut, hätte sich nicht kurzerhand eine weitere Ankündigung ins E-Mail-Fach des Kulturredakteurs geschoben. Darin war von der "Vorpremiere" ebenjenes Films in den Kinos Münchner Freiheit die Rede, wohlgemerkt am 27. Februar um 19.30 Uhr. Auf meine Nachfrage bei der geschätzten PR-Frau, wie das denn sein könne, dass eine Vorpremiere einen Tag nach der Premiere angesetzt sei, kam die Antwort: Vorpremiere deshalb, weil der Film ja erst am 8. März in Deutschland starte. Die "richtige" Premiere sei schon die im City. Aha.

Den Besuchern kann's wurscht sein, die haben nun zwei Gelegenheiten, Josef Hader zu treffen. Halt, falsch, drei, nein vier! Denn im Monopol schaut er auch noch vorbei, wie zu erfahren war: am Dienstag, um 18 Uhr. Und, jetzt wird's mindestens kompliziert, am Montag, 19 Uhr, zeigt sich Hader im Rio, also noch vor der echten Premiere. Wie man das nennt? Preview-Premiere? Generalproben-Vorabdingens? Ich will das gar nicht wissen.

Es ist so eine Sache mit der Etikettierung von Ur- und Erstaufführungen, Premieren und sogenannten Previews, also Vorführungen vor dem regulären Kinostart. Eine Unterart davon sind übrigens die Sneak-Previews, wenn man also nicht weiß, welchen Film man sehen wird. Diese Abende gibt es unter anderem regelmäßig im Cinemaxx, Mathäser, City, Monopol und Royal. Eindeutige Premieren kann man im längst aus dem Winterschlaf erwachten Kulturmünchen einige finden. Das Faust-Festival, diese Supernova der Goethe-Verehrung, ist ja an und für sich schon eine nie dagewesene Kooperationsmaschine, und das Residenztheater lockt mit "vier Premieren in zehn Tagen", darunter Ibsens Ein Volksfeind mit dem großartigen Thomas Schmauser in seiner ersten (!) Hauptrolle an diesem Theater. Auf die München-Premierenlesung von Heinrich Steinfest, der bei Lehmkuhl seinen neuen Roman Die Büglerin vorstellt, freue ich mich ganz besonders (26. April, 20 Uhr).

Eine persönliche Premiere hatte ich neulich, als ich zum ersten Mal das Hofspielhaus besuchte, diese charmante kleine Kellerbühne unweit des Hofbräuhauses. Dort hatte der Mundart-Poetry-Slam Wer ko, der ko Premiere (nächster Termin, keine Premiere, ist am 7. März). Und wenn ich zwischendurch noch Zeit habe, dann schaue ich Premiere, pardon, das Bezahlfernsehen heißt ja nun schon lange Sky. Alte Gewohnheit ...

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