Vorschlag-Hammer:Lieblingslümmel

Bruno Dumonts Film "Ma Loute" heißt bei uns "Die feine Gesellschaft" und zeigt von eben dieser ein paar besonders überdrehte Exemplare in ihren Ferien an der nordfranzösischen Küste

Von Fritz Göttler

Ma Loute wird von vielen hierzulande als irgendwie missratener Filmlümmel angesehen. Der Film dieses Namens (Regie Bruno Dumont) heißt bei uns Die feine Gesellschaft und zeigt von eben dieser ein paar besonders überdrehte Exemplare in ihren Ferien an der nordfranzösischen Küste, gespielt von Fabrice Luchini, Juliette Binoche und Valeria Bruni Tedeschi. Ma Loute dagegen ist der älteste Sohn einer Familie aus dem Dorf, die sich mehr als mit der Fischerei nun mit Menschenfresserei befasst und Ma Loutes wundersame Liebesgeschichte mit einem jungen androgynen Wesen aus dem herrschaftlichen Haus sehr skeptisch sieht. Das zweite Paar des Films sind die Kriminaler Machin und Malfoy, die die Fälle der verschwundenen Sommerfrischler untersuchen und dabei den Geist von Laurel und Hardy wiederaufleben lassen. Immer wieder hinfallen, das ist für Bruno Dumont das Prinzip seines Kinos, um danach immer wieder aufzustehen - und abzuheben. Natürlich möchte man auch einem schwierigen Bengel wie "Ma Loute" viele Freunde und Zuschauer wünschen - er läuft im Original mit deutschen Untertiteln im Theatiner.

Die schönsten Kinderfilme macht zurzeit Hirokazu Koreeda. Nobody Knows ist ein kühner Gegenentwurf zu unseren Vorstellungen von Mütterlichkeit, eine Mutter verlässt ihre vier Kinder, sie braucht eine Auszeit, aber man ahnt, sie wird nicht mehr zurückkommen. Die Kinder bleiben allein in der Wohnung, das Geld wird knapp, Strom und Wasser werden abgestellt. Eine Misere, aber auch: eine wilde Unabhängigkeit. Japanische Wolfskinder. Ab Montag im Werkstattkino, bis dahin Koreedas Fegefeuer-Komödie After Life - eine Woche müssen die Gestorbenen ihre Erinnerungen ans Leben aussortieren.

Im Filmmuseum kann man am Samstag einen der unverschämtesten Hollywoodflegel bewundern, den jungen Burt Lancaster als unwiderstehlichen Grinse-Banditen, der mit Gary Cooper hinter kaiserlichem Gold im mexikanischen Bürgerkrieg her ist in Robert Aldrichs Vera Cruz, 1954. Am Freitag gibt es, aus dem gleichen Jahr, White Christmas, mit Bing Crosby und Rosemary Clooney, der Tante von George, mit der Musik von Irving Berlin.

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