Vorschlag-Hammer:Leid und Herrlichkeit der Filmpreise

Die Nominierungen für die Golden Globes sind bereits bekannt, Anfang nächsten Jahres folgen die Kandidatenlisten für die Oscars. Da am Ende immer alles anders kommt, als man hoffte, hier einige Empfehlungen nominierter Filme, die in Deutschland bereits zu sehen sind

Kolumne von Josef Grübl

Anfang dieser Woche wurden die Nominierungen für die Golden Globes bekannt gegeben, Anfang nächsten Jahres folgen die Kandidatenlisten für die Oscars. Hollywood ist also wieder einmal im Preisvergabemodus - und da am Ende immer alles anders kommt, als man hoffte, lege ich Ihnen einige der nominierten Filme ans Herz, die unbedingt empfehlenswert und in Deutschland bereits zu sehen sind (im Kino, bei Netflix, Amazon Prime Video oder auf DVD).

Die folgende Liste ist also rein subjektiv - doch wenn man sich die Vorjahresgewinner anschaut, hat man oft den Eindruck, dass es ebenfalls Subjektivitätsentscheidungen waren, nur eben nicht die eigenen. Aber vielleicht gewinnt das Trennungsdrama Marriage Story ja wirklich alle Preise, für das es zu Recht nominiert wurde? Noah Baumbach erzählt grandios beiläufig von einem Künstlerpaar, das nicht mehr mit-, aber auch nicht ohneeinander kann. Dann kommen sehr teure Anwälte ins Spiel und die Scheidungsschlammschlacht kann beginnen. Adam Driver als ebenso bemitleidenswerter wie uneinsichtiger Noch-Ehemann ist in dieser Rolle sensationell gut, trotzdem wird er den Golden Globe wohl Joaquin Phoenix überlassen müssen, der in Joker einfach noch ein paar Sensationen mehr abfeuert. Lachender Dritter sein könnte übrigens Brad Pitt, der im Tarantino-Film Once Upon a Time In Hollywood zwar die Hauptrolle spielt, aber aus taktischen Gründen als "Bester Nebendarsteller" nominiert wurde. Da Pitt zuletzt eher mit Trennungs- statt mit Kinogeschichten von sich reden machte und außerdem in diesem Film so lässig agiert wie selten zuvor, dürfte ihm der Preis relativ sicher sein. Bei den Damen schlägt mein Herz für eine Außenseiterin, ihr Name lautet Beanie Feldstein. Ob sie für ihr hinreißend komisches Spiel in der Highschool-Komödie Booksmart ausgezeichnet wird? Das wird sich am 5. Januar 2020 bei der Verleihung der Golden Globes zeigen. Auch Annette Bening hätte einen Preis verdient für ihre Nebenrolle als strenge Senatorin im Politthriller The Report, aber auch sie gilt nur als Außenseiterin.

Richtig knifflig wird es in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film": Da votiere ich für Pedro Almodóvars schmerzhaft schönen Erinnerungsfilm Leid und Herrlichkeit, der mich so sehr begeistert hat, wie es schon lange kein Film des Spaniers mehr tat. Gleichzeitig sehe ich Meisterwerke wie Parasite oder Porträt einer jungen Frau in Flammen, die mit Almodóvar konkurrieren und auch preisverdächtig sind. Am Ende ist es vielleicht ganz gut, dass ich nicht in der Jury sitze, sondern mich nachher herrlich über deren Entscheidungen aufregen kann.

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