Vorschlag-Hammer:Keine Frage des Alters

Neulich haben zwei Kollegen ihre Geburtstage in der Redaktion gefeiert. Ein sehr lustiger Abend war das, an dem ich mir zwischendurch dachte: Jetzt sind die beiden auch schon in einem Alter, bei dem man an der Universität langsam über die Festschrift nachdenken würde. Bis mir einfiel, dass ich selbst ein paar Jährchen älter bin

Kolumne Von Oliver Hochkeppel

Es hilft nichts: Ich bin älter, als ich mich fühle. Das lässt sich nicht mehr ganz ignorieren. Neulich haben zum Beispiel eine Kollegin und ein Kollege ihre runden Geburtstage zusammen in der Redaktion nachgefeiert. Ein sehr lustiger Abend war das, an dem ich mir zwischendurch dachte: Jetzt sind die beiden auch schon in einem Alter, bei dem man an der Universität langsam über die Festschrift nachdenken würde. Bis mir einfiel, dass ich selbst ein paar Jährchen älter bin. Womöglich doch langsam altes Eisen? Da hilft es, den Blick auf die Konzerte der kommenden Tage schweifen zu lassen. Weil da ein paar Herrschaften dabei sind, die beweisen, dass man es auch mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel noch reißen kann.

Der Altsaxofonist Jesse Davis zum Beispiel, der mit 53 bereits auf ein erfülltes Jazzerleben zurückblicken kann. Er spielte mit Stars wie Jacky Terrasson, Jimmy Cobb, Hank Jones oder Jack McDuff, wurde schon 1989 von "Down Beat" mit dem "Most Outstanding Musician Award" bedacht, gehörte 1996 zur Jazzer-Crew bei Robert Altmans "Kansas City" und ist immer noch einer der frischesten Post-Bop-Vertreter. In der Unterfahrt spielt er mit dem Grafinger Bassisten Martin Zenker, dessen Schüler Minchan Kim am Schlagzeug und Claus Raible, dem auch nicht mehr ganz jungen, aber nach wie vor herausragenden Bebop-Spezialisten am Piano (16. Januar).

Dass man sich selbst in Genres halten kann, in denen man normalerweise jung zu sterben hat, beweisen die Vibrators. Der Schlagzeuger John "Eddie" Edwards hält diese Punkband auf Trab, die jetzt sogar wieder ein Album eingespielt hat und das nun im Feierwerk vorgestellt wird (17. Januar). Und dann wären da noch vier Herren aus der Stadt, in der Alter und Tod seit jeher am innigsten umarmt werden: Wiens herausragender Liederpoet Ernst Molden, Ostbahn-Kurti Willi Resetarits, Knopf-Akkordeonist Walther Soyka und Gitarrist Hannes Wirth stellen im Lustspielhaus (19. Januar) ihr neues Album vor, mit dessen Titel diese Kolumne einfach enden muss: "Yeah".

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