Vorschlag-Hammer:Ins Netz gegangen

Ob Maler oder Filmemacher - Verbindungen gibt es nicht nur innerhalb des Digitalen, sondern auch zwischen den verschiedensten Genres

Von Susanne Hermanski

Vernetzt. Das ist das Leitwort dieser Tage. Alles ist mit allem verbunden, alles lässt sich mit allem verbinden - sei es mit Lust, List oder Gewalt. Künstler machen das gern sichtbar. So auch die Malerin Kerstin Brätsch, die seit Donnerstag groß im Museum Brandhorst gefeiert wird. Sie verbindet in ihren Arbeiten nicht nur die Einflüsse des Digitalen mit traditionellen Techniken der Kunstgeschichte, sie verbindet ihre eigenen Praktiken des Malens auch mit den Ansätzen anderer Künstler. Vor fünf Jahren hat sie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Glasmalermeister Urs Rickenbach begonnen. Seither übersetzen sie gemeinsam Brätschs Pinselstriche aufwendig in Glas. Das stahlkräftige, farbige Ergebnis ist transparent - und so fügt Brätsch es neuerdings nicht nur mit Antikglas-Fragmenten zu neuen Bildern - sie reicht es gerne auch weiter an den nächsten Künstler: Alexander Kluge.

Der Schriftsteller und Filmemacher Kluge hat in den vergangenen beiden Jahren mehrere Filme mit Glasarbeiten von Brätsch (und Linienzeichnungen von Adele Röder) gedreht: die "Fragmente für Das Institut". Kluge nutzt dabei Brätschs Gläser als Linse. Er filmt durch sie hindurch und erzählt so seine Geschichten. Die Fragmente sind nicht nur im Videobereich der Ausstellung (bis 17. September) zu sehen, ein ganzer Abend wird der Kooperation gewidmet. Am 19. Juni, 19 Uhr, sprechen Kerstin Brätsch und Alexander Kluge vor Publikum darüber, moderieren wird Matthias Mühling, der Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, das Kluge kürzlich - altes Netzwerk also - auch in eine Hommage an Friedrich Wilhelm Murnau eingebunden hatte.

Einen interessanten Fall von Genre-Übergriff haben auch die Kammerspiele am 27. Juni auf dem Plan: Dann führt der Schauspieler Thomas Thieme konzertant eines seiner Lieblingsstücke auf: Brechts "Baal" über den egomanen Künstler, der hemmungslos auf Kosten der anderen lebt - und offenbar zum vernetzten Denken nicht in der Lage ist. Thomas Thieme, der in Weimar geboren wurde, war in den Kammerspielen schon als gefeierter Othello in der Regie von Luc Perceval zu sehen und ist aus unzähligen "Tatorten" und Filmen wie "Das Leben der Anderen" bekannt. Thiemes Sohn, der Musiker Arthur Thieme, begleitet ihn dabei. Familienbande halt.

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