Vorschlag-Hammer:Im kleinen Kreis

Auch wenn es beschaulich klingt: Eine Einladung unter dem Motto "Hausmusik" kann einen mit Weltberühmtheiten in Kontakt bringen

Von Michael Zirnstein

Hausmusik, das klingt so beschaulich, wie wenn zum Beispiel bei den Fraunhofer Volksmusiktagen Evi Keglmaier und Anna Veit von Mrs. Zwirbl zum gemeinsamen Musizieren mit vielen Freunden einladen (16. Februar). Eine Einladung unter dem Motto "Hausmusik" kann einen aber auch mit Weltberühmtheiten in Kontakt bringen, zumindest wenn der Plattenverlag Sony Music in der Kantine gelegentlich seine Künstler im erlesenen Kreis vorstellt. Ich gehe da schon deshalb hin, weil ich mich auch auf Hofflohmärkten erkunde, wie die Menschen hinter den Fassaden so leben. Nur so viel: Hinter dem Sony-Haus an der Balanstraße gibt es einen Swimming-Pool zum kreativen Abhängen, und nebenan betreibt der Sterne- und National-Elf-Koch Holger Stromberg eine Currywurst-Bude.

Bei der Sony-Hausmusik selbst sieht man viele Hipster-Bärte, Hipster-Brillen und grau melierte Herren, die sich in enge Jeans gequetscht haben. Ein sehr netter Medienmensch dort betreibt übrigens einen FC-Bayern-Fanclub, der einige Popstars zu seinen Mitgliedern zählt. So eine Firma holt dann eben auch eine Mel C zum Hauskonzert, jenes mir sympathischste aller Spice Girls. Leider kommt sie mit dem Album "Versions Of Me" nicht nach München auf Tour. Aber zumindest konnte ich mich in der Kantine davon überzeugen, dass Sporty-Spice noch in Top-Form ist, auch wenn sie "Never be the same again" mit den schockierenden Worten ankündigte: "Jetzt kommt ein Oldie."

Kurz darauf lud mich die Sony zum Konzert von Declan McKenna ins Strom ein, einem 18 Jahre alten Songwriter, der mir schon deshalb gut gefiel, weil er den "I Love You"-Rufen der Teenie-Fans entgegnete: "I love me, too. Because I'm a narcissist." Das ist das Schöne an einem reichen Major-Label wie Sony, dass die sich nicht nur um die Goldesel wie Kings Of Leon (14. Juni, Olympiahalle) oder Alan Walker kümmern müssen, der es mit Dance-Pop wie "Faded" zum Youtube-Klick-Milliardär gebracht hat (17. Februar, Neuraum). Man schaut auch, wer ihnen künftig Erfolg bescheren könnte: Wie The Wholls, deren AC/DC-Riffs schon die BBC im Visier hat (16. Februar, Backstage).

Hausmusik - so heißt auch ein leidenschaftlicher Münchner Kleinstverlag, der dereinst die Karriere von Calexico anschob und dennoch Pleite ging. Label-Boss Wolfgang Petters hat sich nun reaktiviert und bringt mit seinem Elektro-Projekt A Million Mercies ein Album über die Schatten seiner Familie heraus. Zusammen mit anderen Szenekünstlern stellt er es als Kunst-Theater-Konzert Spektakel im Hoch X vor (Freitag, 17. Februar).

Eine Stadt, die solche Hausmusik hat, die große wie die kleine, kann der Frage Wie wird München zur nächsten Popcity? gelassen diskutieren. Das tun an diesem Donnerstag, 17.30 Uhr, im Bahnwärter Thiel Musiker wie Fatoni mit dem Zweiten Bürgermeister Josef Schmid und Kreativwirtschaftler wie Magnus Textor, der bei Sony Music neue Künstler verpflichtet.

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