Vorschlag-Hammer:Horizonterweiterung

Gambe, Blockflöte, Cembalo, Clavichord oder Basspommer - wer diese Instrumente liebt, wird mittlerweile micht mehr belächelt

Von Harald Eggebrecht

So lange ist es noch gar nicht her, da wurden jene, die sich etwa mit der Gambe und ihrer Literatur beschäftigten, oder ernsthaft Blockflöte für ein wichtiges Instrument hielten oder das Cembalo, Clavichord oder Basspommer wieder beleben wollten, belächelt, wenn nicht gar von anderen Musikern, die brav ihre sogenannten "modernen" Instrumente bedienten, als diejenigen verlacht, die wahrscheinlich gar nicht richtig Geige, Klavier oder so spielen könnten. Dieser Spott machte auch vor dann später weltweit verehrten und begehrten Meistern nicht Halt wie den dahingegangenen Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt oder dem Countertenor Alfred Deller. Mögen die Anfänge auch noch mehr nach Heu und Stroh geklungen haben, der Weg, den diese Pioniere gingen, hat sich gelohnt, weil sie nicht nur neue Klanglandschaften entdeckten, sondern ganze Welten vermeintlich endgültig unaufführbarer alter Musik wieder zum Leben erweckten.

Es ist heute kaum vorstellbar, dass Musik von Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel oder Johann Sebastian Bach noch so gespielt wird wie einst in den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Kein Streicher, der sich nicht Gedanken machte, ob, wo und wie er bei Vivaldi vibrieren darf. Kein Sänger, der Claudio Monteverdi im Stile des 19. Jahrhunderts angehen würde. Zwar gibt es Leute wie den Dirigenten Christian Thielemann, der Beethoven gerne mal so "historisch" bieten möchte, wie es etwa bei Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan geklungen hat. Abgesehen vom polemischen Pfeffer bleibt da musikalisch nicht viel übrig. Die Horizonterweiterung durch die Pioniere ist inzwischen auf der ganzen Welt im Gange, auch in Amerika und Australien beschäftigen sich junge Musiker mit historisch orientierter Aufführungspraxis. Und diejenigen, die damit meisterlich umgehen können, werden zu Recht als Stars gefeiert.

Deshalb am Sonntag (6. 11.) auf ins Prinzregententheater, um dem fantastischen Countertenor Philippe Jaroussky zu huldigen. Und am Montag (7. 11.) auf in die Allerheiligen-Hofkirche, weil dort der fabelhafte Andreas Staier auf dem Hammerklavier Werke von R. Schumann und W. A. Mozart spielt.

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