Vorschlag-Hammer:Gut angezogen beim Umzug

Textile Nachlässigkeit wird bestraft: im Club und im Fasching

Kolumne von Michael Zirnstein

Was ziehe ich heute Abend bloß an? Auch um dieser Frage zu entgehen, wird man eher Rock-Fan als Opern-Freund, eher Pop-Reporter als Klassik-Kritiker. Ein Irrtum, freilich. Jede textile (Nach-)Lässigkeit darf man sich auch im legeren Clubleben nicht erlauben. Beim Subkulturzentrum Bahnwärter Thiel heißt es neuerdings für Pelzträger: "Wir müssen leider draußen bleiben." Wobei das nicht für lebenden Pelz (Hunde) gilt, sondern für Unbelehrbare, die sich mit totem Nerz, Zobel, Siebenschläfer schmücken. Grundsätzlich richtig, aber wer weiß, wie weit die Tierwohl-Wärter da noch gehen, zumal - sicher ist sicher - der Bann auch für Kunstpelz gilt?

Das SZ-Magazin zeigte mal eine Fotoserie von Fans bei Rockkonzerten. Der Witz: Die Leute vor sahen exakt so aus wie die auf der Bühne. Darum werde ich nicht zur kostümierten Horror-Metal-Band Slipknot (Henkersknoten) in die Olympiahalle gehen (9. Februar), weil ich mich da als Grusel-Clown, Stachelkopf oder Fleischfresse verkleiden müsste. Albträume garantiert.

Dann lieber gleich auf in den Fasching. Wobei gerade da die Kostümwahl überlegt sein will. Die Narhalla macht es vor, die Faschingsprinzen kommen bald wie jedes Jahr in die Redaktion und bringen Krapfen mit, manchmal auch honorige Herren in Anzügen und eine Frauengarde, die kaum mehr als die Federbuschen auf dem Haupt trägt. Hallihallo und helau, aber das hilft mir beim korrekten Verkleiden auch nicht weiter. Jedes Faschings-Event erfordert eh ein eigenes Kostüm: Beim Umzug der Damischen Ritter durch die Fußgängerzone (am 15. Februar, und ich frage Herzog Kasimir jedes Jahr wieder, warum sie denn nicht mit "München narrisch" am Wochenende drauf zusammenschmeißen, um wirklich mal ein großes Münchner Straßentreiben zu schaffen) sollte man sich in etwas Winterhartes hüllen, Yeti-Pelz etwa. Damit komme ich aber in die After-Zug-Party im Hofbräuhaus, nicht in den Bahnwärter.

Im Deutschen Theater gilt beim Ball der Nationen mit zwei Tanzturnieren (8. Februar) und dem Ball Total mit "Flashdance"-Musical-Einlage und Gop-Artisten (14. Februar) der Dresscode "Abendgarderobe". Da bin ich der Oper schon wieder unangenehm nahe. Neigungsgemäß verkleiden dürfte ich mich bei der Weiberfastnacht am 20. Februar mit Powerstation im Night-Club des Bayerischen Hofs - "Dresscode: Pop & Rock". Oder beim Gauklerball im Künstlerhaus am Lenbachhaus, der diesmal unter dem Motto "Fabulous Fifties" steht, der Rock'n'Roll-Ära schlechthin. Erwünscht sind Elvisse mit Brillantine im Haar und Connie Francisse im Petticoat an der "Tutti-Frutti-Bar" (8. Februar). Einzig gerüstet bin ich bisher - auf Wunsch eines achtjährigen "Ninjago"-Kriegers - nur für den Kinderfasching im P1 (25. Februar), dessen Motto "Helden der Kindheit" ist. Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines gelben Lego-Kopfes in Größe XL. Warm, ungruselig, echt Pop-Art - nur leider voll aus Umweltsau-Plastik ... könnte schwierig werden im Bahnwärter.

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