Vorschlag-Hammer:Grünes Licht

Es war die Zeit, als wir damals ach so junge Menschen bei manchen Liedern sogar das grüne Kontrolllämpchen des Schallplattenspielers zupappten, auf dass es noch finsterer werde im Partykeller. Ob dieses aber auch heute noch funktioniert, wenn der Schotte Donovan Philipps Leitch an diesem Donnerstag im Freiheiz auftritt, ist allerdings fraglich

Von Karl Forster

Es war die Zeit, als wir damals ach so junge Menschen bei manchen Liedern sogar das grüne Kontrolllämpchen des Schallplattenspielers zupappten, auf dass es noch finsterer werde im Partykeller. Bei Leonard Cohen zum Beispiel, wenn er "Suzanne" sang, bei "When A Man Loves A Woman" mit Percy Sledge und natürlich bei Donovans Liedern wie "Hurdy Gurdy Man", "Mellow Yellow" und erst recht bei "Atlantis", dessen Bewohner einst mit angemalten Segeln die Welt entdeckten vor der großen Flut, in der die Insel der Glückseligkeit dann versank. Es mag sein, dass manch einer damals dank des zugepappten grünen Lichtleins auch eine Insel der Glückseligkeit für sich fand. Ob dieses aber auch heute noch funktioniert, wenn der Schotte Donovan Philipps Leitch an diesem Donnerstag im Freiheiz auftritt, ist allerdings fraglich. Noch dazu man all die Lichter, die den Künstler, der am 10. Mai auch schon 70 wird, dann anstrahlen, nicht einfach zukleben kann.

Vergleichsweise jung ist da Donovans singender Kollege Eros Ramazzotti, an diesem Tag als Konkurrent um die Gunst des Publikums in der Olympiahalle tätig, er wurde 1963 geboren, ein Jahr, bevor Donovan mit "Catch The Wind" erstmals auf sich aufmerksam machte. Ungeachtet der Tatsache, dass auch auf dem diesjährigen Tollwood-Festival eine markante Armada an Grauen Panthern die Bühne entern wird, man denke nur an ZZ Top (5. Juli) und Deep Purple (19. Juli), passt auch ins Bild, dass Münchens ewig junger Politkabarettist und Ex-OB Christian Ude, wie immer gedoppelt von Uli Bauer, am Samstag im Casino am Nordbad ein weiteres Lebenszeichen von sich gibt. Auch die ewige Ratschkathl Maria Peschek ist, man sieht es ihr nicht an, bereits in einem Alter, in dem man auf ein Leben zurückblicken kann und darf (Samstagabend im Fraunhofer).

Ist es da ein Wunder, dass die Wirtschaft die (Kauf-)Kraft der Jungsenioren für sich entdeckt? Man wird sehen, was die Messe Die 66 zu bieten hat. Man trifft sich, mit oder ohne Rollator, von Freitag bis Sonntag im MOC im Norden der Stadt und lässt sich in die Zukunft schaukeln. Zum Beispiel mit Uschi Glas, die fünf Jahre nach Ramazzottis Geburt das "Schätzchen" spielte. Oder mit "Guten Abend allerseits"-Sportjournalist Heribert Faßbender, der mittlerweile Auskunft geben kann über die Vorzüge der Telemedizin. Und alle singen dann zusammen "Atlantis" und vom "antediluvian Baby", dem Schatz aus der Vorsintflutzeit. Als man noch das grüne Licht am Plattenspieler . . .

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