Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Gedankensprünge bis nach Hof

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Am Samstag ist wieder Hörgang, dieses charmante Münchner Festival, bei dem Schriftsteller an Orten eines Viertels lesen, wo üblicherweise nicht so viel gelesen wird

Kolumne von Bernhard Blöchl

Wenn ich an den Arabellapark denke, denke ich an James Last. Wenn ich an James Last denke, denke ich an Green Day. Wenn ich an Green Day denke, denke ich an Franken. Wenn ich an Franken denke, denke ich an kernige Filme. Noch Fragen?

Gut, dann hier die ausführliche Version. Am Samstag ist wieder Hörgang, dieses charmante Münchner Festival, bei dem Schriftsteller an Orten eines Viertels lesen, wo üblicherweise nicht so viel gelesen wird. Im Kebaphaus zum Beispiel, in einer Ballettschule oder einer Schrebergartenwirtschaft. Mehr als 25 Autoren wechseln in schneller Taktung die mehr als 25 Spielstätten, die in dieser zehnten Festivalausgabe im Arabellapark zu finden sind. Konstantin Wecker wird dabei sein, Birgit Birnbacher und Simone Lappert, Tom Kummer und Mira Mann. Eine wilde Mischung also. Letztere, die der eine oder andere von der Münchner Band Candelilla kennt, liest um 20 Uhr in einer Suite im Sheraton Munich. Mit jenem Hotel im architektonisch eigenwilligen Arabella-Hochhaus verbinde ich James Last, der mich dort in den Nullerjahren ebenfalls in einer Suite empfangen hat, um mir ein Interview zu geben. Der fingerschnippende Bandleader, der leider vor vier Jahren gestorben ist, hat mir damals von Green Day vorgeschwärmt, insbesondere von deren Song "Wake Me Up When September Ends". "Da stelle ich mir vor, wie wir, wenn es zum Finale geht, richtig einen draufmachen", hatte er gesagt - und den Titel (Last sprach immer von Titeln) tatsächlich in sein Repertoire aufgenommen. Wie zeitlos die US-Spaßpunker sind, zeigt sich darin, dass seit zehn Jahren diverse Ensembles das Green-Day-Musical American Idiot auf die Bühnen in aller Welt bringen. So lädt von 6. November an auch die Bayerische Theaterakademie zum Singspiel ins Prinzregententheater ein (im Januar hatte sich ein anderer Veranstalter in der Tonhalle damit versucht). Lieber als Rock-Musicals sind mir Rock-Konzerte, und der Gedankensprung von Green Day über Weezer zu Franken liegt auf der Hand. Gehen die Neunzigerjahre-Riff-Raffzähne doch gemeinsam auf Tour. In Bayern treten beide Bands beim Rock im Park in Nürnberg auf, das sein 25-Jähriges von 5. bis 7. Juni feiert.

Nürnberg liegt in Franken, und wenn ich an Franken denke, denke ich an kernige Filme. Das liegt an den Hofer Filmtagen, die seit jeher nicht nur eine Art Herbstschau des deutschen Kinos sind, sondern vor allem Bühne für den Nachwuchs. Ich fahre also hin, um mir von 22. Oktober an möglichst viele Filme anzuschauen. Ich freue mich auf überraschende Perspektiven und neue Erzähltöne. Die Themen sind mitunter brisant, da geht es etwa um Krankheit ("Lebendig"), Sterbehilfe ("Vera") und Pädophilie ("Kopfplatzen"). Zur Aufheiterung besuche ich am 26. Oktober das Fußballspiel des FC Hofer Filmtage. Denn wenn ich an Hof denke, denke ich an Fußball. Noch Fragen?

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019
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